Missbrauch: "Kein Anpassungsbedarf bei den Gesetzen"

Missbrauch Kinderschutz braucht Geld
Missbrauch Kinderschutz braucht Geld(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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30 Experten haben in Wien diskutiert, wie Kindesmissbrauch eingedämmt werden könnte. Konkrete Vorschläge: Sensibilisierung der Pädagogen und eine Anlaufstelle zum Thema in jeder Staatsanwaltschaft.

WIEN (stög.). Rund drei Stunden tagten Dienstagnachmittag in Wien 30 Experten unter der Führung von Familienstaatssekretärin Christine Marek und Justizministerin Claudia Bandion-Ortner zum Thema Kindesmissbrauch. Der Runde Tisch sollte nach den zuletzt aufgetauchten Fällen in der Kirche „nachhaltige Entwicklungen“, so Marek, in Prävention und Reaktion aufzeigen.

Wer sich vom Treffen Gesetzesänderungen oder einen Opferfonds erwartete, wurde enttäuscht. „Es gibt keinen Anpassungsbedarf bei den Gesetzen“, erklärte Bandion-Ortner. In puncto Geld für die Opfer meinte Marek, dieses Thema werde im Kreis von Opferanwältin Waltraud Klasnic diskutiert. Dennoch präsentierten Marek und Bandion-Ortner folgende Ergebnisse nach dem Expertentreffen:

  • Mehr verpflichtende Aus- und Weiterbildung für Pädagogen: Hier soll vor allem bei Studenten der Pädagogischen Hochschulen und Kindergartenpädagogen angesetzt werden. Aber auch Kinderärzte oder Kriminalbeamte sollen künftig noch besser auf das Thema Kindesmissbrauch sensibilisiert werden.
  • In jeder Staatsanwaltschaft soll künftig ein Staatsanwalt Anlaufstelle für Fragen zum Thema Missbrauch sein.
  • Bessere Kooperation von Institutionen. „Die Vernetzung läuft noch nicht optimal“, gestand Kinderpsychiater Max Friedrich.
  • Einberufung eines Expertengremiums, das sich dem Thema „sexueller Missbrauch in geschlossenen Institutionen“, wie etwa Internaten oder Heimen widmet. Das Gremium soll im Mai erstmals zusammentreffen.

Woher das Geld dafür kommen soll, blieb am Dienstag unklar. Auch wenn Kinderpsychiater Friedrich meinte: „Für den Schutz von Kindern brauchen wir Geld, Geld und nochmals Geld.“

Vor dem Runden Tisch hatte es Kritik von Opferinitiativen gegeben, weil diese nicht an den Gesprächen teilnehmen konnten. „Die Opferperspektive wurde permanent berücksichtigt“, erklärte Marek. Allerdings sei es bei dem Runden Tisch nicht um die Aufarbeitung aktueller Fälle gegangen.

Vater und Sohn unter Verdacht

Unterdessen wurde zu einem aktuellen Fall aus dem Burgenland bekannt, dass außer einem 60-Jährigen, der im Verdacht steht, Kinder missbraucht zu haben, jetzt auch sein Sohn festgenommen wurde. Er soll eines der drei Opfer des Vaters missbraucht haben.

(APA)

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