Justizwachebeamter schmuggelte 31 Handys und 150 Gramm Heroin in Gefängnis

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ARCHIVBILD/THEMENBILD: JUSTIZANSTALT IN SALZBURGAPA/BARBARA GINDL
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Ein Beamter der Justizanstalt Hirtenberg soll insgesamt über ein Viertelkilogramm Drogen ins Gefängnis gebracht haben. Ein geschmuggeltes iPhone soll er sogar umgetauscht haben, als ein Häftling nicht zufrieden war.

Insgesamt 31 Mobiltelefone und mindestens ein Viertelkilogramm Drogen - mehr als 150 Gramm Heroin, über 40 Gramm Kokain und über 50 Gramm Cannabisharz - soll ein Beamter der Justizanstalt Hirtenberg ins Gefängnis geschmuggelt haben, der am 11. Februar bei Antritt seines Dienstes festgenommen worden ist. Das haben die vorläufigen Ermittlungen des niederösterreichischen Landeskriminalamts ergeben.

Der ehemalige Justizwachebeamte - er wurde nach seiner Festnahme suspendiert - befindet sich nach zweiwöchiger U-Haft inzwischen wieder auf freiem Fuß. "Er wurde Ende Februar gegen gelindere Mittel enthaftet. Ihm wurde die Weisung erteilt, einer geregelten Arbeit nachzugehen und sich den Behörden zur Verfügung zu halten", teilte sein Verteidiger Thomas Herzka der APA mit. Der 29-Jährige hat laut Herzka einen Job in der Gastronomie gefunden.

Nur teilweise geständig

Zum Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der Geschenkannahme durch Beamte ist der Ex-Justizwachebeamte teilweise geständig. Laut seinem Verteidiger gibt der Mann zu, entgeltlich Handys ins Gefängnis gebracht zu haben. Er bestreitet allerdings, Insassen der Justizanstalt wissentlich mit Drogen versorgt zu haben. Das Suchtgift wäre ihm unterschoben worden.

Seiner Darstellung zufolge wurde der Verdächtige im Herbst 2018 von einem 35 Jahre alten Mann, der in Hirtenberg eine sechsjährige Freiheitsstrafe wegen Raubes verbüßt, gefragt, ob er etwas dazu verdienen wolle. Obwohl der 29-Jährige nachweislich keine finanziellen Schwierigkeiten hatte, ließ er sich auf den Vorschlag des mehrfach Vorbestraften ein, ihn für 250 Euro pro geliefertem Gerät mit im Gefängnis verbotenen, dafür umso begehrteren Mobiltelefonen zu versorgen. "Natürlich kann jeder Geld brauchen", gab der Ex-Justizwachebeamte in seiner polizeilichen Einvernahme zu seinem Motiv an.

Häftlingseltern halfen mit

Die erste Lieferung wurde über die Eltern des Häftlings abgewickelt, die bei der Sache eigentlich gar nicht mitmachen wollten. Der Justizwachebeamte, der sie zu Hause besuchte, musste sie regelrecht überreden. Schließlich übernahm er von ihnen vier Mobiltelefone samt Zubehör, die er in seinem Rucksack ins Gefängnis transportierte und in der Wäscherei, wo der Häftling beschäftigt war, diesem übergab. Der 35-Jährige, gegen den wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch ermittelt wird, soll die nicht von ihm selbst benötigten Geräte um 700 bis 800 Euro an Mitgefangene verkauft haben.

Allerdings wollten die Eltern des Häftlings mit der Sache nichts mehr zu tun haben, sodass der 35-Jährige dem Justizwachebeamten, der sich zur Erleichterung der Kommunikationsabwicklung ein eigenes Wertkartenhandy angeschafft hatte, zwei Kontaktpersonen vermittelte. Mit den Bekannten des Häftlings traf sich der Justizwachebeamte nach derzeitigem Ermittlungsstand vier Mal, um weitere Handys und später auch Präparate zu übernehmen, die er seiner Verantwortung zufolge für Nahrungsergänzungsmittel und Mittel zum Muskelaufbau hielt. Diese würden - wie ihm erklärt worden sein soll - im Gefängnis dringend benötigt, "weil so viel trainiert wird".

Umtauschservice inbegriffen

In Wahrheit waren auch Substanzen darunter, die dem Suchtmittelgesetz unterliegen. Das letzte Paket, das bei der Festnahme des Justizwachebeamten, der schon länger oberserviert worden war, abgefangen wurde, enthielt neben fünf Smartphones 125 Gramm Heroin und über 40 Gramm Kokain.

Im Gefängnis dürfte sich unter den Insassen längst herumgesprochen gehabt haben, dass über den Verdächtigen verbotene Ware zu bekommen war. Wie das niederösterreichische Landeskriminalamt herausfand, ließ sich ein weiterer Häftling auf diesem Weg um 500 Euro ein iPhone liefern. Als er damit nicht zufrieden war, soll ihm der Justizwachebeamte das Gerät sogar umgetauscht haben, indem er sich mit der Freundin des Mannes traf und diesem das bevorzugte Smartphone überbrachte.

(APA)

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