Detlef Wimmer: Der Stadtwächter von Linz

(c) Georgie Meinhart
  • Drucken

Der Obmann der Freiheitlichen in Linz hat einen „Ordnungsdienst“ durchgesetzt. Gegen den vor den Wahlen deklarierten Willen der übermächtigen SP.

Die Bücher im verglasten Holzschrank hat Detlef Wimmer selbst ausgesucht: „Germania“ von Tacitus steht da, auch „National und liberal. Die Geschichte der dritten Kraft in Österreich“, von Dieter Grillmayer, oder Heinrich Drimmels „Österreichs Sternstunden“.

Als der Fünfundzwanzigjährige nach den Gemeinderatswahlen im vergangenen Herbst Raum 5001 im Neuen Linzer Rathaus bezog, veränderte er, abgesehen von der privaten Bibliothek, kaum etwas. Derselbe Orientteppich, dieselbe historische Stadtansicht, dieselbe japanisch anmutende Stehleuchte, wie sie schon seine nun pensionierte Vorgängerin für das Büro ausgesucht hatte. Damals besetzte es noch die SPÖ, nun nimmt er von hier aus seine kommunalpolitischen Agenden wahr.

Den Stadtratsposten hatten die Freiheitlichen 2003 verloren, es war Wimmer, der ihn letzten September im Aufwind der erstarkten FPÖ wiedergewann. Für ihn wurde auch ein neues Ressort geschaffen: Wimmer, im Ring freiheitlicher Jugend sozialisiert, ist nun Sicherheitsstadtrat und soll nach Grazer Vorbild die umstrittene Stadtwache aufbauen: achtzehn Mann, die gegen Lärm, Müll, Bettelei, Verstöße gegen Leinenpflicht oder auch für die Beseitigung von Hundekot eintreten sollen. Die SP hatte die Truppe nicht gewollt, bis sie bei den Wahlen ihre absolute Mehrheit (von 34 auf 26 Mandate der insgesamt 61) verlor und Bürgermeister Franz Dobusch erklärte, mit dem Sicherheitsressort und der Stadtwache die richtige Reaktion auf den Wählerwillen gefunden zu haben.

„Ehre, Freiheit, Vaterland“

Er trägt eine randlose Brille, ein blaues Hemd zum Trachtenanzug mit Hirschknöpfen. „Heimat“ sei wichtig, sagt er, sie müsse beschützt werden, Integration, „Multikulti“ funktionierten nicht, meint Wimmer. „Zuwanderung kann außerdem keine Antwort auf gesellschaftspolitische Fragen sein: Man muss heimische Familien besser unterstützen, Frauen, die überdurchschnittlich viele Kinder hätten, dürfen nicht belächelt werden.“ Integration als Miteinander der Kulturen lehnt Wimmer ab: Der Heimatbegriff werde „durch Zuwanderer, die nicht Deutsch sprechen und sich nicht zu unseren Sitten und Gebräuchen bekennen“, verwässert.

Die Schmisse im Gesicht und über Wimmers linkem Ohr zeugen von blutigen Mensuren für die schlagende, deutschnationale Burschenschaft Arminia Czernowitz. Vor einem Jahr geriet sie in die Schlagzeilen, als sie unter dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland“ einen Festkommers in den Redoutensälen des Landestheaters abhielt. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes stuft die Korporation als rechtsextrem ein.

Stärke am rechten Rand

Tendenziell, wird Wimmer nachgesagt, habe er innerparteilich unter anderem durch die Personalpolitik im Gemeinderat den rechten Rand gestärkt und die gemäßigten Freiheitlichen vergrault. Seiner Fraktion gehören unter anderem etwa der deutschstämmige Horst Rudolf Übelacker, ein früherer Aktivist der rechtsextremen „Republikaner“, sowie auch Sebastian Ortner, ein ehemaliger Aktivist der Neonazi-Organisation VAPO, an, die für die Neugründung der NSDAP eingetreten ist. Was in Bezug auf seine Mitarbeiter, die alle „unbescholtene Bürger“ seien, zähle, sei, betont Wimmer, „ein untadeliger Lebenswandel, und ob sie auf dem Boden einer freiheitlichen Gesinnung stehen“.

Unbescholten sind Wimmers Meinung nach auch die der Wiederbetätigung angeklagten Mitglieder des Bundes Freier Jugend (BfJ), nachdem sie 2007 von einem Schöffengericht freigesprochen worden ist. Kontakt zu ehemaligen BfJ-Mitgliedern pflegt Wimmer wie eh und je, auch wenn das bekanntlich der Grund dafür gewesen ist, dass ihm vom Verteidigungsministerium eine Offizierslaufbahn verwehrt worden ist. Eine Intrige politischer Gegner, glaubt Wimmer.

„Mehr Kinder als der Durchschnitt“

Aktuell beschäftigt ihn aber nicht nur die Stadtwache – er hat auch ein privates Projekt: In Kürze kommt sein erstes Kind zur Welt. Es soll aber nicht das einzige bleiben: Der Obmann der FPÖ Linz und seine 20-jährige Frau Angelika – sie studiert derzeit Jus – wollen nämlich viele Kinder. Wie viele? „Jedenfalls mehr als die österreichische Durchschnittsfamilie“, sagt er.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.