Strafe für „Rotlicht-Cop“

Als falscher Polizist kassierte ein 40-jähriger Tischler im Stuwerviertel „Bußgelder“.

WIEN (m.s./APA). Um seiner Freundin, einer im Stuwerviertel tätigen Prostituierten, ein passables Einkommen zu sichern, setzte sich der 40-jährige Tischler P. ein Polizeibarett (angeblich ein Geschenk von einem Bekannten) auf und patrouillierte damit an den einschlägig bekannten Standplätzen. Als falscher Polizist kontrollierte der Mann die Pässe der Konkurrentinnen seiner Freundin und schickte die Damen weg, weil ihr Treiben „illegal“ sei.

Außerdem kassierte er von Freiern, die sich mit Konkurrentinnen seiner Freundin einließen, „Bußgelder“. Am Mittwoch stand der Mann vor Gericht. Und wurde verurteilt. Die Anklage lautete auf schweren und gewerbsmäßigen Betrug sowie auf Amtsanmaßung. P. erhielt ein Jahr bedingte Haft. Er gab zu, auf der Lauer gelegen zu sein, wenn potenzielle Kunden mit dem Auto durchs Stuwerviertel fuhren. Stieg dann eine Prostituierte in das Auto, nahm P. die Verfolgung auf. Die Fahrt führte meist in eine „geeignete“ Tiefgarage in der Lassallestraße.

P. wartete dann kurz, bis sich der ahnungslose Freier in einer ebenso eindeutigen wie peinlichen Situation befand und klopfte abrupt an die Scheiben des Fahrzeuges. Was hier praktiziert werde, sei „illegal“, herrschte er dann den Autolenker an, verlangte die Papiere und drohte mit einer Anzeige. Bei sofortiger Zahlung eines „Bußgeldes“ könne man die Sache jedoch aus der Welt schaffen.

„Es war ein Blödsinn“

Zwischen November 2008 und April 2009 habe er auf die Art um die zehn Freier betrogen, gab der Mann vor Richter Christian Böhm zu. Jeweils 50 bis 90 Euro kassierte er, wobei er nach Erhalt des Geldes vorgedruckte „Inkasso-Bestätigungen“ ausstellte.

„Es war a Blödsinn“, sah der Angeklagte nun ein. Er habe sich mittlerweile auch von seiner Freundin, die von dem Treiben des Mannes gar nichts wusste, getrennt. Der Ehefrau des Mannes war diese Geste dennoch zu wenig. Sie reichte die Scheidung ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2010)

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