Kind mit HIV infiziert: Mutter leugnet vor Gericht

Prozess Graz Mutter soll
Prozess Graz Mutter soll(c) Clemens Fabry
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Trotz Warnung von Ärzten soll die 41-Jährige ihr Kind normal entbunden und gestillt haben. Die Frau - eine Anhängerin des "Wunderheilers" Ryke Geerd Hamer - leugnet die Existenz von Aids. Der Prozess wurde vertagt.

Weil sie ihre Tochter bei der Geburt mit dem HI-Virus infiziert haben soll, musste sich eine 41-Jährige am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen       Körperverletzung, Gefährdung mit ansteckenden Krankheiten und Verleumdung verantworten. Sie hatte das Kind trotz Warnung der Ärzte nicht mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht und es außerdem gestillt. Dabei soll sich das Baby angesteckt haben. Die Angeklagte, die eine Anhängerin des deutschen "Wunderheilers" Ryke Geerd Hamer ist und seit 20 Jahren HIV-positiv sein soll, leugnet die Existenz der Krankheit und bezeichnet sich selbst als gesund. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Die Angeklagte hat in der Befragung durch Richter Günter Sprinzel auf die Strategie gesetzt, alles rund um die Geburt zu leugnen: "Sie haben die Medikamente, die Ihnen empfohlen wurden, während der Schwangerschaft nicht genommen?", fragte der Richter. "Mir ist nichts empfohlen worden", antwortete die Angeklagte. "Sie haben keinen Kaiserschnitt durchführen lassen, obwohl Ihnen von einer natürlichen Geburt abgeraten wurde?" - "Mir ist nicht zu einem Kaiserschnitt geraten worden." - "Sie haben Ihrer Tochter nach der Geburt die verordneten Medikamente nicht gegeben?" - "Meiner Tochter wurden keine Medikamente verordnet."

"Mit Obsorgeentzug erpresst"

Die Angeklagte negiert ihre eigene Krankheit: "Meine Einstellung ist, dass ich gesund bin. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal krank war." Vor einem Jahr hatte sie noch ausgesagt, sie habe vor zehn Jahren die Medikamente immer wieder genommen, weil es ihr ohne diese zu schlecht gegangen war. "Das waren nur meine Zweifel", so ihre Angaben heute. Ihr Mann - der ebenfalls HIV-positiv war und Mitte Mai gestorben ist - sei die treibende Kraft gewesen, sie habe sich zwischendurch erweichen lassen, dem jüngsten Kind ab und zu doch die Medikamente zu geben. "Man hat mich mit dem Obsorgeentzug erpresst", erklärte sie. Mittlerweile ist die einjährige Tochter an Aids erkrankt, die drei anderen Kinder sind gesund. Alle vier wurden der Mutter entzogen und in Pflege gegeben.

Angeklagt ist auch die Gefährdung anderer Personen, unter anderem, weil sie die Hebamme bei der Geburt des vierten Kindes nicht darüber informiert hatte, dass sie HIV-positiv ist. "Ich bin nicht HIV-positiv. Was ist HIV, können Sie mir das zeigen?", sagte sie zu Staatsanwalt Manfred Kammerer. Der Verteidiger will einen neuen Aidstest von Mutter und Kind beantragen, da seiner Meinung nach überhaupt nicht geklärt ist, wer jetzt woran wirklich erkrankt ist. Zuvor hatten Ärzte bestätigt, dass bei dem Kind kurz nach der Geburt ein positiver HIV-Test durchgeführt worden war.

(APA)

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