Land der Trinker: 330.000 Kranke

In Zahlen. 330.000 Alkoholiker und 900.000 Gefährdete schädigen die Volkswirtschaft jährlich um drei Milliarden Euro. Fast jeder siebente Trinker begeht Selbstmord.

[Wien/awe]Der Kampf gegen und Berichte über den Konsum illegaler Drogen stoßen auf großes mediales Echo. Tatsächlich bereitet Österreich der Konsum legaler Suchtmittel objektiv gesehen deutlich höhere Kosten. Dies gilt insbesondere für den Alkohol.

Insgesamt entsteht der heimischen Volkswirtschaft dadurch jährlich ein Schaden in der Höhe von drei Milliarden Euro (Quelle: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA). Darin eingerechnet sind nicht nur die Kosten für die Behandlung von 330.000 Alkoholikern und 900.000 gefährdeten Personen, sondern auch andere durch Alkoholkonsum verursachte Schäden. So sind noch ins Berufsleben integrierte Trinker statistisch gesehen drei Mal so häufig krank wie „normale“ Angestellte. Das schädigt nicht nur Betriebe, sondern auch die Versicherung. Die wiederum geht davon aus, dass bei 25 bis 30 Prozent aller Arbeitsunfälle Alkohol mit im Spiel ist.

Leben um 20 Jahre kürzer

Zudem leiden Alkoholiker meist an zusätzlichen chronischen Erkrankungen, was ihre Lebenserwartung im Vergleich zu gesunden Menschen im Durchschnitt um 20Jahre senkt. Übermäßiger Konsum von Alkohol kann auch schwere psychische Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck haben errechnet, dass 15 Prozent aller Alkoholiker – das ist fast jeder siebente – durch Suizid aus dem Leben scheiden.

Statistisch gesehen und über das gesamte Jahr verteilt konsumiert jeder der acht Millionen Österreicher 12,9 Liter reinen Alkohol. Der größte Anteil stammt aus Bier (127,9 Liter bzw. 6,4 Liter Reinalkohol), gefolgt von Wein (38,1/4,4). Der Rest entfällt auf Spirituosen und Most. Zum Vergleich: Ein Alkoholiker konsumiert im Jahr 92,5 Liter Reinalkohol, bei Nichtalkoholikern sind es 10,2.

Die Altersgruppenstatistik führen die 50- bis 59-Jährigen mit durchschnittlich 35 Gramm Reinalkohol täglich an. Die größten Zuwächse gibt es bei den unter 19-Jährigen, die innerhalb von vier Jahren von 17 auf 24 Gramm pro Tag zulegten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2010)

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