Blutbad in Wiener Innenstadt-Büro: Prozess vertagt

Mordprozess nach Blutbad Wiener
Mordprozess nach Blutbad Wiener(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Ein 71-Jähriger soll im Vorjahr in einem Wiener Büro auf drei Männer gefeuert haben. Vor Gericht beteuert er, noch "nie jemandem wehgetan" zu haben.

Am Mittwoch ist der Mordprozess gegen den 71-jährigen Samad A. eröffnet worden, der am 22. Juli 2010 in einem Büro in der Weihburggasse in der Wiener City ein Blutbad angerichtet haben soll. Der Mann soll während einer Besprechung eine Pistole gezückt haben. Einen Volkswirtschaft-Professor, den er als Vertrauensperson mitgebracht hatte, soll er dabei erschossen haben, den Geschäftsmann, dem das Büro gehörte, soll er lebensgefährlich verletzt haben. Schließlich soll er noch zwei Schüsse auf einen Mann abgegeben haben, der ihm angeblich 250.000 Euro schuldete. Der Prozess wird am 22. August fortgesetzt.

Der Angeklagte war erst im Jänner 2010 vorzeitig auf Bewährung aus einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe entlassen worden - er hatte in versicherungsbetrügerischer Absicht sein Haus in Niederösterreich anzünden lassen.

1986 war der gebürtige Iraner von einem Wiener Gericht wegen Drogen-Handels in groß angelegtem Stil zu 14 Jahren verurteilt worden, wovon er immerhin zehn Jahre absaß. Er konnte nach seiner Entlassung deshalb nicht in seine Heimat abgeschoben werden, weil Suchtgifthändlern im Iran die Todesstrafe droht.

Aus seinen Drogen-Geschäften dürfte der 71-Jährige ein beträchtliches Vermögen gebunkert gehabt haben. Seiner Darstellung zufolge will er Asghar A. (68) 250.000 Euro zum "Weißwaschen" übergeben, das Vermögen jedoch niemals zurückbekommen haben. Im vergangenen Sommer habe er insgesamt 750.00 Euro zur Abwicklung eines Geschäfts benötigt, erklärte Samad A. nun dem Schwurgericht. Da ihm dafür noch rund eine Viertelmillion fehlte, habe er von seinem Schuldner das Geld zurückgefordert.

Angeklagter bestreitet alles

"Ich will nur die Wahrheit sagen. Ich habe in meinem ganzen Leben nie jemandem wehgetan", betonte Samad A. zu Beginn seiner Einvernahme. Danach legte er in recht weitschweifigen Ausführungen dar, dass er die Pistole gar nicht zu der Besprechung mitgebracht habe. Diese habe sich bereits im Büro befunden, sei irgendwie in einem Plastiksackerl in den Konferenzraum gelangt, und der Büro-Besitzer habe ihm "ein Zeichen mit den Augen hin zum Sackerl gemacht", als die Diskussion immer hitziger wurde und in wechselseitigen Beschimpfungen endete.

Er habe daraufhin die Pistole herausgeholt, gab der Angeklagte zu Protokoll: "Ich bekenne mich insofern schuldig, als ich die Waffe genommen habe." Sein Verteidiger Florian Kuch betonte, es habe sich um keinen "kaltblütigen Mord" gehandelt. Der erste Schuss sei "unabsichtlich gebrochen". Die weiteren - so hatte Samad A. nach seiner Festnahme der Polizei erklärt - hätten sich "maschinengewehrartig gelöst", was laut einem Gutachten des Schießsachverständigen Ingo Wieser bei der gegenständlichen Waffe aber technisch unmöglich ist.

Anklage: "Kaltblütig hingerichtet"

"Der Angeklagte hat kaltblütig einen Mann regelrecht hingerichtet. Das war eine klassische Hinrichtung. Dass es ihm nicht gelungen ist, zwei weitere Männer zu töten, ist einem reinen Zufall zuzuschreiben", hielt der  Staatsanwalt entgegen.

Der 71-Jährige wirke zwar wie ein netter, älterer Herr, "aber lassen Sie sich nicht täuschen. Er hat mehr als ein Viertel seines erwachsenen Lebens in Haft verbracht", ermahnte Marchart die Geschworenen.

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme von Asghar A. vertagt. Dem Angeklagten droht im Fall eines Schuldspruchs lebenslange Haft.

(APA)

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