Fall Kührer: "Ich habe nichts zu verbergen"

FALL K�HRER: KNOCHENTEILE GEFUNDEN
FALL K�HRER: KNOCHENTEILE GEFUNDEN(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (Herbert Pfarrhofer)
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Der im Kriminalfall Julia Kührer enthaftete 50-jährige Wiener zeigt sich in Interviews "erleichtert" und hofft auf eine baldige Klärung des Falles.

Im Interview mit dem ORF-Radio "Ö3" sieht der am Sonntag im Kriminalfall Julia Kührer enthaftete 50-jährige Wiener seinen einzigen Fehler darin, dass er sein Haustor - in Dietmannsdorf 3 in der Gemeinde Zellerndorf, wo das Skelett des Mädchens gefunden wurde - nicht abgesperrt habe.

Er hoffe, dass der Täter gefunden werde, "damit ich meine Ruhe habe". Es gehe ihm nicht gut, so der Mann.

Ermittler waren im Vorjahr am Anwesen

Zum "Kurier" sagte der Wiener auf die Frage, warum er keinen Anwalt genommen habe: "Ich habe nichts zu verbergen." Im Gespräch mit der Tageszeitung merkte er auch an, dass bereits vor zwei Jahren Beamte "da" gewesen seien. "Mit einem Hund", habe seine Lebensgefährtin ergänzt. Die Fahnder hätten sich "umschauen" wollen. "Es gab keinen Durchsuchungsbefehl. Ich hab' ihnen gesagt: Kommen Sie rein, ich habe ja nichts zu verstecken." Die Beamten seien "überall" gewesen. "Auch in dem Keller."

Die Aktion sei im Akt nicht aufgeschienen, sagte der 50-Jährige zum "Kurier" weiter. "Deshalb hat man während der Vernehmung die Beamten angerufen, die bestätigt haben, dass sie bei mir waren." "Niemand" rechne mit einer Leiche in seinem Keller. "Irgendwer muss sie in den vergangenen beiden Jahren dort abgelegt haben. Ich war nicht mehr dort."

Das Bundeskriminalamt (BK) hat bestätigt, dass im Zuge der Erhebungen im Fall Kührer "drei Ermittler" im Mai 2010 auf dem Anwesen des Wieners gewesen seien. Die Beamten seien "ohne Hund" und "ohne technische Geräte" gekommen. "Damals lagen aber keine Verdachtsmomente für eine Hausdurchsuchung vor", so das Bundeskriminalamt weiter. Der 50-Jährige sei "als Zeuge und Auskunftsperson insgesamt viermal befragt" worden.

Er hatte bereits nach seiner Festnahme am Freitag bei den Einvernahmen im Landeskriminalamt NÖ in St. Pölten wiederholt betont, mit einem Verbrechen an Julia Kührer nichts zu tun zu haben. Er merkte dabei auch an, dass die Leiche auf dem Grundstück abgelegt worden sei. Die polizeilichen Befragungen des Mannes dauerten bis Samstagabend.

"Jeder hatte Zutritt"

"Mein einziger Fehler, den ich begangen habe, ist, dass ich mein Haustor - das Eingangstor zum Grundstück - nicht abgesperrt habe. Jeder, der dort wohnt und vorbeigekommen ist, konnte hinein. Jeder hatte Zutritt", sagte der Wiener im "Ö3"-Interview. Veränderungen habe er am Grundstück keine bemerkt.

Julia Kührer habe er von der Videothek aus gekannt, so der Wiener weiter. Vielleicht zwei- oder dreimal sei sie mit ihrem Freund im Geschäft gewesen. "Es war aber nicht so, dass wir telefoniert, SMS geschrieben, uns getroffen hätten oder auf einen Kaffee gegangen sind." Auf die Frage, warum er seine Videothek einige Zeit nach dem Verschwinden des Mädchens geschlossen habe, antwortete der Mann, dass er keine Einnahmen mehr gehabt habe und ihm der Strom abgedreht worden sei. "Ich konnte die Miete nicht mehr zahlen." Der 50-Jährige habe die Geschäftsaufgabe mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten erklären können, sagte BK-Ermittlungsleiter Ernst Geiger bereits am Freitagabend.

Schwerpunkt liegt auf Spurensicherung

Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt derzeit auf der Spurensicherung. Die sterblichen Überreste des Mädchens werden laut Bundeskriminalamt nach wie vor von einem gerichtsmedizinischen Sachverständigen untersucht. Das Ergebnis werde "bis Ende der Woche" erwartet. Es gehe um die Feststellung einer möglichen Todesursache bzw. eines Todeszeitpunktes, "um so neue Spuren im Fall Julia Kührer zu verfolgen".

(APA)

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