Fluglärm in Salzburg: Aufstand der Nachbarn in Bayern

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Symbolbild(c) EPA (Alessandro Di Meo)
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Ein Großteil der Starts und Landungen am Flughafen Salzburg erfolgt über Norden und geht somit über bayerisches Gebiet. Nun drohen die Bayern, den Luftraum teilweise zu sperren, um Zahl der Überflüge zu senken.

Salzburg/Freilassing. Horst Clausen braucht keinen Wecker. Wenn am Flughafen Salzburg kurz nach sechs Uhr früh die ersten Maschinen abheben, weiß der emeritierte Professor aus Freilassing, dass es Zeit zum Aufstehen ist. „Der Fluglärm ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen“, klagt der Vorsitzende des Schutzverbands Rupertiwinkel, einer Organisation, die seit 40 Jahren die Interessen der bayerischen Anrainer des Salzburger Flughafens vertritt, im Gespräch mit der „Presse“. Vor allem eines ärgert die deutschen Nachbarn: Da ein Großteil der Flugbewegungen über den Norden Salzburgs erfolgt, sind die angrenzenden Bayern vom Lärm stärker betroffen als so mancher Stadt-Salzburger.
Zur Hochsaison im Winter gibt es an manchen Samstagen rund 200 Flugbewegungen. „Da haben Sie zeitweise alle drei bis vier Minuten einen Überflug“, ärgert sich Clausen, der vehement eine gerechtere Verteilung der Flüge zwischen Norden und Süden verlangt.
Die Bayern verleihen ihrem langjährigen Anliegen nun Nachdruck: Bei einem Gespräch zwischen dem deutschen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und seiner österreichischen Amtskollegin Doris Bures wurde kürzlich eine teilweise Sperre des deutschen Luftraums für Überflüge in den Raum gestellt. Mit einer Durchführungsverordnung, wie sie etwa beim Flughafen Zürich in Kraft ist, könnte die Zahl der Überflüge begrenzt werden.

Diskussion um Flugrouten

Ramsauer kommt übrigens aus Traunstein unweit der Grenze zu Salzburg. Vor einer Beschränkung des Luftraums sollen allerdings Möglichkeiten einer faireren Entlastung durch eine andere Aufteilung der An- und Abflüge geprüft werden, ist man sich einig. Dass Argument, dass Flugrouten im Süden schwierig seien, weil der Untersberg ein natürliches Hindernis darstellt, lassen die bayerischen Anrainer nicht gelten. „Technisch ist das kein Problem, man muss nur wollen“, sagte Clausen.
Alexander Klaus, Sprecher des Flughafens Salzburg, will zur angedrohten Beschränkung der Überflüge über deutsches Staatsgebiet nichts sagen. „Das ist eine bilaterale Angelegenheit“, erklärte er der „Presse“. Der Flughafen bemühe sich um ein Routendesign, das möglichst geringe Belastungen für die Anrainer bringe. So dürften beispielsweise laute Flugzeuge, die sonst in ganz Europa zugelassen sind, den Flughafen Salzburg nicht anfliegen. Denn Anflüge aus dem Süden könnten nur im Sichtflug erfolgen und setzten gutes Wetter voraus, sagte Klaus. Jene Abflüge, die über Norden geführt werden, würden weitgehend auf österreichischem Gebiet bleiben.
Strittig sind zwischen Bayern und Österreich vor allem Zahlen. Jahrelang war argumentiert worden, dass 90 Prozent der Flugbewegungen über Norden und damit auch über Bayern und nur zehn Prozent über den Süden erfolgen. Bei der jüngsten Anrainer-Dialogrunde, an der der Schutzverband Rupertiwinkl seit gut einem Jahr nicht mehr teilnimmt, präsentierte der Salzburg Airport eine andere Aufteilung: 65 Prozent der Flüge nehmen die Routen im Norden, 35 Prozent jene im Süden. Zahlen, die den Bayern sauer aufstoßen, weil sie ihre Argumente schwächen.
Der Grund für die unterschiedlichen Berechnungen: Die Aufteilung 90:10 umfasst nur die Linien- und Charterflüge. In die Aufteilung 65:35 sind alle Flugbewegungen inklusive Businessmaschinen, Schulungs- oder Rundflüge eingeflossen.
Auf Salzburger Seite vertritt Astrid Rössler mit dem Anrainerschutzverband die Interessen der Bewohner rund um den Flughafen. Nach einigen Jahren der Konflikte hat sich das Verhältnis zwischen dem Airport-Management und den Salzburger Anrainern entspannt.

Ärger in Salzburg und Bayern

Für Ärger bei der Anrainersprecherin sorgt aber die Neuplanung von An- und Abflugrouten, um die Bayern zu befrieden. Es gebe keine Information, was geplant sei, so Rössler. Sie befürchtet, dass sich der Lärm stärker nach Salzburg verlagern könnte. Der Flughafen brauche eine maßvolle Entwicklung, die nicht zu Lasten der Anrainer gehe.
Den Ärger der Bayern kann die Salzburgerin nachvollziehen. Die Bewohner dies- und jenseits der Grenze dürften sich keinesfalls gegeneinander ausspielen lassen. Denn die Überflüge über den Norden bedeuten nicht nur Lärm für die Freilassinger, sondern vor allem auch für die Bewohner in den Salzburger Stadtteilen Maxglan und Taxham. Und auch diese werden in der Früh durch die ersten Maschinen geweckt.

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