Zwei Jahre in Betrieb: ÖBB rüsten Railjet-Züge nach

(c) EPA (Arno Burgi)
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Weil Kunden von den "Bistros" in den Ende 2008 eingeführten Vorzeigezügen der ÖBB enttäuscht waren, lassen die Bundesbahnen jetzt in alle 51 Züge Bordrestaurants einbauen. Kostenpunkt: Etwa zwei Millionen Euro.

Wien/Gr. „Es ist, als ob man in einem netten kleinen Restaurant an der Bar steht und einen Kaffee trinkt“ schwärmt der junge Mann, lehnt sich lässig an die Theke im Bistro eines ÖBB-Railjet und schlürft einen Kaffee: Vielleicht sollte jemand die PR-Abteilung der Bundesbahnen darauf aufmerksam machen, dass ihr Online-Werbevideo für den Vorzeigezug Railjet inzwischen von der Realität überholt worden ist.

Denn am Freitag haben die ÖBB begonnen, die „Bistro“ genannten Bars in den Zügen aus dem Verkehr zu ziehen – und durch typische Speisewagen zu ersetzen. Kostenpunkt: Ungefähr zwei Millionen Euro. Nach nur zweieinhalb Jahren in den Zügen – mittlerweile sind 37 Railjets im Einsatz, bis Ende 2012 sollen es 51 sein (die neuen sollen schon nachgerüstet geliefert werden) – hätten die Bundesbahnen festgestellt, dass „das ,Bistro‘ nicht dem Kundenwunsch entspricht“, sagt ein Bahnsprecher.

Das Problem bei den „Bistros“ war nämlich, dass sie nur jeweils sechs Sitzgelegenheiten boten – ansonsten nur Stehplätze. Durch verschiedene Kundenbefragungen – etwa das ÖBB-Kundenforum, den VCÖ-Bahntest oder direkte Rückmeldungen enttäuschter Passagiere – habe man festgestellt, dass sich Kunden doch lieber gleich mit Getränken und Snacks hinsetzen würden, anstatt damit durch den ganzen Zug zurück zu ihren Sitzplätzen zu gehen.

„Entscheidung von Ex-Manager“

Auf die Frage, ob das nicht schon vor der Inbetriebnahme der ersten Züge Ende 2008 absehbar gewesen wäre und man sich nicht Kosten gespart hätte, hätte man gleich Speisewagen bestellt, verweist der Sprecher auf das früherer Management: „Die Entscheidung zum Einbau des ,Bistro‘ liegt schon mehrere Jahre zurück. Sie wurde unter dem damaligen Personenverkehrs-vorstand Stefan Wehinger, getroffen.“

Wehinger hatte die Bundesbahnen 2008 verlassen und wenig später mit Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner das Unternehmen „Westbahn“ gegründet, das den ÖBB ab Ende kommenden Jahres Konkurrenz machen wird.

Bis dahin sollen auch die letzten Railjets in Einsatz – und mit den neuen Speisewagen, die immerhin 14 Sitzplätze bieten, ausgerüstet – sein. Nachdem am Freitag die erste umgerüstete Garnitur – sie fährt täglich um 6.14 Uhr von Wien nach Landeck und um 19.06 von Innsbruck nach Wien – in Betrieb gegangen ist, sollen jetzt sukzessive die 37 Garnituren nachgerüstet werden, die schon in den Händen der ÖBB sind.

Die 14 Garnituren, die Railjet-Hersteller Siemens bis Ende kommenden Jahres noch liefern wird, sollen dagegen schon mit den neuen „Restaurants“ kommen. Wer dort in Zukunft Essen verkaufen wird, ist vorerst allerdings noch unklar: Der Auftrag für die ÖBB-Bordverpflegung – sie wird derzeit vom Caterer e-express bestritten –, wurde für 2012 neu ausgeschrieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2011)

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