Fall Kampusch: Serienweise Anfragen im Parlament

Oesterreichische Opposition will Fall Kampusch neu aufrollen
Oesterreichische Opposition will Fall Kampusch neu aufrollen(c) dapd (Joerg Koch)
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Justizministerin Beatrix Karl wird seit Monaten mit kritischen Fragen eingedeckt. Auch der viel zitierte Hundeführer-Hinweis ist wieder Thema.

Nicht nur der pensionierte Spitzenjurist Johann Rzeszut (70), von 2003 bis 2006 Präsident des Obersten Gerichtshofes, während der Ermittlungen zur Kampusch-Entführung Mitglied der sechsköpfigen Evaluierungskommission (siehe nebenstehendes Interview), weist beharrlich auf ungeklärte Fragen des spektakulären Kriminalfalles hin. Auch im Parlament ist die Sache aktueller denn je: Ganze Serien von Anfragen, vornehmlich von der FPÖ, teils auch vom BZÖ, an Justizministerin Beatrix Karl und teilweise auch an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) warten derzeit auf ihre Beantwortung. Grün-Mandatar Peter Pilz kann sich sogar einen U-Ausschuss vorstellen - je nachdem, wie die Entscheidung der Justizministerin über das in Innsbruck geführte Amtsmissbrauchs-Ermittlungsverfahren gegen fünf ehemalige Kampusch-Staatsanwälte ausfällt.

Stundenlange Telefonate. Erst am Freitag wurde die neueste Anfrage eingebracht. Darin werden nicht weniger als 16 Detailfragen zu jenen Telefonaten (insgesamt mehr als 100 Stunden Gesprächsdauer) gestellt, die das Opfer nach dem Tod von Wolfgang Priklopil mit dessen ehemaligem Freund und Geschäftspartner Ernst H. geführt hat.
Auch der berühmte „Hundeführer-Hinweis", der wenige Wochen nach der Entführung bei der Polizei eingegangen war, wird in einer anderen Anfrage erneut thematisiert. Damals meldete ein Polizei-Hundeführer einen konkreten Verdacht in Richtung Priklopil, doch der - wahrlich heißen - Spur wurde nicht energisch genug nachgegangen. Ein folgenschwerer Fehler - wie die Polizei später eingestehen musste. Jener Beamter, Chefinspektor F., über dessen Schreibtisch dieser „Hundeführer-Hinweis" damals ging, ist nun gewissermaßen Hauptakteur in dieser an Mikl-Leitner gerichteten Anfrage (Frist zur Beantwortung bis 20. Dezember) mit dem Titel „Naheverhältnis des Beamten F. zur Familie Kampusch".

Fragen abgeblockt. Darin wird die doch eigentlich bemerkenswerte Tatsache angesprochen, dass Chefinspektor F. als Ferienbetreuer in genau dem Jugendcamp tätig ist, in dem auch eine Halbschwester von Natascha Kampusch als Betreuerin arbeitet. Diesbezügliche „Presse"-Fragen an F. persönlich wurden zuletzt von der Wiener Polizei abgeblockt. Pressesprecher Roman Hahslinger gab auch zu der entsprechenden Parlamentsanfrage „keinen Kommentar" ab, versprach aber, dass Mikl-Leitner „ausführlich berichten" werde - ein Versprechen, das von Beobachtern angesichts der teils vagen Beantwortungen früherer Anfragen stark bezweifelt wird. Bezüglich der Feriencamp-Tätigkeit hieß es zuletzt seitens der Polizei, dass F. „diese Funktion" erst seit 2010 ehrenamtlich ausführe.

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