FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ortet in der Causa Kampusch einen veritablen Justiz-Skandal. Der Fall "stinke an allen Ecken und Enden".
"Unglaubliche Pannen", "Lügen", "Vertuschungen", "unfähige Dilettanten" - FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat am Dienstag zu einem verbalen Rundumschlag im Fall Kampusch ausgeholt. Er ortet einen veritablen Justiz-Skandal und fordert eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens. "Der Fall stinkt an allen Ecken und Enden", so Strache.
Er ritt heftige Attacken gegen die in den Entführungsfall eingebundenen Staatsanwälte. Denen seien "Seilschaften" wichtiger gewesen als "Mut zur Aufklärung". Strache hält die Einzeltäter-Theorie für grundfalsch. Diesbezüglichen Aussagen einer "glaubwürdigen Tatzeugin", einem zwölfjährigen Mädchen, das zwei Männer im Entführungsauto gesehen haben will, habe man wenig bis keine Beachtung geschenkt.
Der Akt sei "viel zu früh" geschlossen worden. Unter anderem sollen wichtige Zeugen nicht befragt und DNA-Spuren nicht gesichert worden sein. Priklopils Freund Ernst H. soll zu einem Zeitpunkt seelenruhig Dinge aus dem Haus entfernen haben können, als bereits die Spurensicherung anwesend war. Als die Verhaftung von H. unmittelbar bevorstand, hätte dies eine Weisung im letzten Moment verhindert.
Vergleich mit dem Fall Lucona
Und schließlich erinnerte Strache an den Chefermittler im Fall Kampusch, der sich im Juni 2010 das Leben nahm. Der Kriminalist soll kurz vor der Klärung des Falles gestanden sein und diesen laut Strache "von den Dimensionen und Verstrickungen her mit dem Fall Lucona" verglichen haben.
Die FPÖ fordert die Wiederaufnahme der Ermittlungen, eine Sondersitzung im Parlament, einen runden Tisch, an dem alle Partei- und Klubchefs sitzen sollen sowie eine parlamentarische Befragung der Staatsanwälte - "unter Wahrheitspflicht" betonte Strache.
(APA)