50-Millionen-Geldspritze für Fußball in Wien

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Drei Stadien für zwei Klubs. Wien baut Sportinfrastruktur aus. Davon soll die Wirtschaft profitieren. Und Stadtrivalen SK Rapid und FK Austria. Im Freizeitsport erhalten Eisläufer und Schwimmer neue Möglichkeiten.

Wien. Was tut die „Sportstadt“ Wien, um dieses selbst gewählte Image auch 2012 zu verteidigen? Allgemeine Antwort: Man fährt einfach den bisherigen Kurs der „indirekten“ Sportförderung weiter. Das heißt: Wien stellt die vorhandenen Sportstätten zu ziemlich günstigen Tarifen den Berufs- und Hobbysportlern zur Verfügung.

„Würde man die Sportplatzpacht sowie die Nutzungsentgelte für Sporthallen oder Turnsäle zu Marktpreisen verrechnen und diese Beträge den Wienern im Wege der direkten Sportförderung ersetzen, ergibt sich ein jährliches Fördervolumen von 530 Millionen Euro.“ Diese – freilich rein theoretische – Rechnung stellt Sportstadtrat Christian Oxonitsch in seinem jüngsten Sportjahresbericht (Saison 2010/2011) nicht ohne Stolz an.

Naturflächen: „Turbo“ für Freizeitsportler

Zudem lebt das „Sportstadt“-Image stark davon, dass die Hauptstadt über ausgedehnte Grünflächen verfügt (Donauinsel, Prater, Lobau etc.), und diese gleichsam als natürlich gewachsene Sportplätze fungieren. Ohne öffentliche Gelder kommt man freilich nicht über die Runden: Im Budgetvoranschlag für 2012 werden 38,6 Millionen Euro für den Bereich Sport ausgewiesen.

Nun zur speziellen Antwort auf die Eingangsfrage: Wien unternimmt eine Fußballoffensive. Die Stadt investiert 50 Millionen Euro in die Profifußball-Infrastruktur. Dies kommt den beiden Stadtrivalen SK Rapid Wien und FK Austria Wien zugute. Und freilich auch der Kommune selbst. Berechnungen ergeben, dass etwa jeder Stadionbesucher an einem Spieltag zwischen 15 und 25 Euro zusätzlich zum Ticket ausgibt.

2007 wurde dieses Infrastrukturpaket geschnürt. 24,6 Millionen Euro flossen in den Ausbau der Generali-Arena in Wien-Favoriten, die Heimstätte des Bundesligaklubs Austria Wien sowie in die Nachwuchsakademie der „Veilchen“. Weitere zwei Millionen werden bis 2015 ausgeschüttet. Damit sollen die Eckbereiche (Nord-Ost/Süd-West) des Stadions ausgebaut werden. Zudem wird eine Tribüne für die Akademie errichtet.

Doch die nächsten Monate gehören Rekordmeister Rapid. Die Stadt wird in die Sanierung des Hütteldorfer Hanappi-Stadions („St. Hanappi“) 17,7 Millionen Euro pumpen. Dabei soll die Zuschauerkapazität von knapp 18.000 Personen auf etwa 21.000 ausgebaut werden. Genaue Zuschauerzahlen gibt es laut Auskunft des Klubs erst im Frühling. Baubeginn: Sommer 2013. Mit Start der Bundesligasaison 2014/2015 soll Grün-Weiß im neu ausgebauten Stadion spielen.

Schon ab Sommer 2012 beginnt für Rapid, derzeit Tabellenführer, eine neue Ära: Der Verein, bisher Mieter des Hanappi-Stadions, wird ab 1. Juli 2012 Pächter der Anlage. Vertragsende: 2039. „So sind wir Herr in unserem Haus“, freute sich Rapid-Präsident, Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger.

Im Prater trainieren, in Hütteldorf spielen

Auch eine ungewöhnliche Wendung gibt es ab Sommer für die „Grünen“: Kampfmannschaft, Amateure und der Nachwuchs werden ihr Training auf fünf Übungsplätze auf dem Areal des Ernst-Happel-Stadions im Prater verlegen. Und zwar dauerhaft. Damit heißt es: Trainiert wird im Prater, gespielt wird in Hütteldorf. Ein Motto, das der Platznot in Hütteldorf geschuldet ist. Für die Übersiedlung des Trainingsbetriebs des Fußballklubs werden bestimmte Plätze im Prater adaptiert (teilweise Umwandlung auf Kunstrasen, Neubau einer Tribüne etc.), außerdem wird der Sektor E des Happel-Stadions eigens umgestaltet.

Insgesamt darf Rapid mit einer Investition von 26,4 Millionen Euro bis 2015 rechnen. Damit werden praktisch drei Stadien (Generali-Arena, Hanappi- und Happel-Stadion) von zwei Fußballmannschaften genutzt. Ganz im Unterschied zu anderen Metropolen wie zum Beispiel München, Mailand oder Rom, wo sich die jeweiligen Stadtrivalen ein (einziges) großes, modernes Stadion teilen.

Nicht nur Fußball wird gefördert, auch beim Eislaufen tut sich einiges: Am 19. Jänner öffnet die – üppig angelegte – Eisfläche vor dem Rathaus („Eistraum“, siehe Artikel unten); und für Hobbysportler, die wetterunabhängig aufs Eis wollen, bietet sich künftig die erst vor einigen Monaten groß ausgebaute, bis 4. März geöffnete Albert-Schultz-Eishalle in der Donaustadt an.

(Stadt-)Hallen-Schwimmer: Bitte warten!

Wer lieber schwimmen geht, muss – wenn er das renovierte Stadthallenbad nutzen möchte – noch bis Februar warten. Bei der 17 Millionen Euro teuren Renovierung des 1974 erbauten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sind nämlich unerwartete Verzögerungen eingetreten.

Ursprünglich war die Wiedereröffnung – auch die Haustechnik wurde komplett erneuert – für vergangenen Herbst geplant. Wegen Schäden in den Stahlbetondecken des Gebäudes, die erst im Zuge der Sanierung zutage traten, hielt der Zeitplan nicht.

Zahlen und Fakten

„Sportstadt“ Wien. In der Bundeshauptstadt sind 70 anerkannte Sportarten in mehr als 3000 Vereinen organisiert. Den aktiven 800.000 Personen stellt die Gemeinde mehr als 2500 Sportstätten mit 9.172.957 Quadratmeter Sportfläche zur Verfügung. Das entspricht ungefähr 1500 Fußballfeldern oder der Fläche der Wiener Bezirke 5, 6, 7, 8 und 9. So entfallen auf jeden Bewohner 5,3 Quadratmeter Sportfläche. Wien erfüllt damit eine entsprechende Ö-Norm zu mehr als 150 Prozent. Denn diese Norm empfiehlt 3,5 Quadratmeter Sportfläche pro Einwohner.

Defizit bei Bädern. Viele Betriebe für Sportinteressierte können aber bei Weitem nicht gewinnbringend geführt werden. So verzeichnen etwa die Wiener Bäder ein jährliches Defizit von circa 36 Millionen Euro.

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