Ein Polizist, der illegal an einer Schule ermittelt haben soll, ist suspendiert. Er will im Auftrag des Ex-OGH-Präsidenten Rzeszut gehandelt haben.
Wien. Ermitteln einzelne Mitglieder der ehemaligen Kampusch-Evaluierungskommission auf eigene Faust weiter? Oder ist diese Anschuldigung nur der Versuch eines des Amtsmissbrauchs beschuldigten Polizisten, durch die Nennung prominenter Namen von seinen eigenen Verfehlungen abzulenken? Die der "Presse" zugespielten Details aus dem Vernehmungsakt des Bundesamts zur Korruptionsbekämpfung (BAK) lesen sich jedenfalls spektakulär.
Der Wiener Polizist W. behauptete nämlich gegenüber den internen Ermittlern, Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut habe ihn um Nachforschungen zu Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Entführungsfall der Natascha Kampusch beauftragt. Rzeszut bestreitet das vehement. Gegenüber der Austria Presseagentur (APA) sprach er von "Unsinn". Mit dem Namen von W. könne er nichts anfangen.
Rzeszut schließt nicht aus, den Polizisten im Zuge seiner mehr als zweijährigen Tätigkeit für die Kampusch-Kommission einmal getroffen zu haben. "Wenn jemand mich treffen wollte und über den Fall reden, habe ich, wenn es seriös wirkte, fast immer zugesagt."
Wie es wirklich war, wollen die BAK-Fahnder nächste Woche klären. "Eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs ist am Donnerstagnachmittag bei uns eingelangt", gab Ernst Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft (StA) Wiener Neustadt der APA bekannt. Rzeszut befindet sich vorerst nicht im Visier des BAK, das mit den Erhebungen betraut wurde. "Gegen Rzeszut besteht derzeit kein Anfangsverdacht in Richtung einer Anstiftung", betonte Habitzl.
"Ermittlungen" in Schule
Der Hintergrund für die ganze Geschichte: W. soll sich vergangene Woche in einer niederösterreichischen Schule eingeschlichen haben um an DNA-Spuren eines bestimmten Mädchens zu kommen. Der Schulleiterin kam das verdächtig vor, sie erstattete Anzeige. Seither laufen Untersuchungen wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs gegen den Polizisten.
Der 60-Jährige war bisher kriminalistischer Sachbearbeiter eines Wiener Stadtpolizeikommandos. Seit Donnerstag ist er vorläufig vom Dienst suspendiert. Neben seiner Tätigkeit als Beamter ist der Vater von sechs Kindern FPÖ-Gemeinderat in einer Wiener Umlandgemeinde.
Das ist deshalb interessant, weil es ausgerechnet FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war, der die von W. überprüfte Verschwörungstheorie zum Fall im Rahmen einer Pressekonferenz öffentlich machte. Strache forderte die Behörden auf zu prüfen, ob das Opfer während ihrer mehrjährigen Gefangenschaft ein Kind gebar. Im Zusammenhang mit W.'s Privatermittlungen stellte sich jedoch heraus, dass das zumindest jenes Kind, das er in Niederösterreich überprüfte, nicht zutrifft.
(APA/awe)