Alte Parkscheine: „Mir reicht's, jetzt schmeiß ich die Dinger weg“

(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
  • Drucken

Seit Donnerstag sind die teureren Parktarife in Wien gültig. Wer alte Parkscheine in neue umtauschen wollte, der musste in den Vorverkaufsstellen der Wiener Linien längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Wien. Die Wut steht dem Mann ins Gesicht geschrieben: „Das kann es doch nicht sein“, schimpft er vor sich hin, „jetzt laufe ich seit 20 Minuten herum und versuche diese Dinger umzutauschen, aber niemand nimmt sie an.“ „Und hier“, fügt er hinzu und blickt auf die lange Schlange vor dem Wiener-Linien-Stand auf dem Westbahnhof, „stell ich mich sicherlich nicht an“. Er blickt wieder auf den Block roter Parkscheine in der Hand: „Mir reicht's“, flucht er weiter, „jetzt schmeiß ich die Dinger weg.“

Es ist Donnerstagmorgen, neun Uhr Vormittag, und in Wien sind einige grantiger als sonst. Der Grund: Eben seit Donnerstag sind die neuen Parktarife in Wien gültig („Die Presse“ berichtete). Und erst seit Donnerstag können alte Parkscheine in einigen Trafiken und den Vorverkaufsstellen der Wiener Linien auf neue umgetauscht werden. Lange Wartezeiten sind daher programmiert. Und: In die Vorverkaufsstellen der Wiener Linien drängen zusätzlich noch Studenten. Sie wollen ihr neues Semesterticket, das auch erst seit Donnerstag gültig ist, kaufen. Schon sind viel zu viele Leute im Raum, und es werden mit jeder Minute mehr.

Viel zu wenig Trafiken

Noch nehmen es die meisten aber gelassen hin. „Das Warten ist nicht so schlimm“, sagt eine Pensionistin. Weniger gut findet sie aber, dass sie bis zum Westbahnhof fahren musste. Sie habe einfach keine Trafik gefunden, die die Scheine umgetauscht hätte.

Tatsächlich haben sich nur rund 200 Trafiken – von insgesamt 850 in Wien – bereit erklärt, die bunten Zettel zu tauschen. „Für uns ist das Umtauschen nur eine zusätzliche Arbeit“, sagt eine Trafikantin in der Nussdorfer Straße laut APA. Sie verstehe es gut, dass andere nicht mitmachen würden: „Wir müssen uns das Geld extra von der Stadt holen, das dauert lange.“ Die nicht tauschbereiten Kollegen müssen dafür den Unmut vieler (weiblicher) Kunden in Kauf nehmen: „Die sind viel ungehaltener als die Männer“, erzählt eine andere Trafikantin. Eine ältere Frau meinte sogar, dass es eine Zumutung wäre, zu den Vorverkaufsstellen der Wiener Linien zu fahren. Vielleicht, weil sie dort auch kein Glück gehabt hätte. Auf dem Westbahnhof werden die Kunden mit Parkscheinen kurz nach neun Uhr überhaupt weitergeschickt: „Bei uns dauert's ewig – wegen der Studenten“, sagt ein Mitarbeiter. Er teilt sogar Flugzettel mit den Adressen der Stadtkassen aus. „Dort soll weniger los sein“, sagt ein Mann.

Stimmt nicht. Auch in der Stadthauptkasse im Rathaus herrschte laut APA reger Betrieb. Ein älterer Mann harrte da lieber in der Schlange vorm Ticketschalter auf dem Karlsplatz aus. Es ist das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit hier. „Gestern wollten sie die alten Scheine ja noch nicht tauschen.“ Jetzt hätte er wiederkommen müssen. „Irgendwie“, mault er, „machen die einem das Umtauschen schon schwer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Maria Vassilakou
Wien

Parkpickerlstreit eskaliert: Vassilakou unter Beschuss

Gegen die Verkehrsstadträtin wird ein Misstrauensantrag im Gemeinderat eingebracht, die FPÖ startet eine Offensive gegen die Ausweitung. Vassilakou selbst beharrt auf ihren Plänen.
Wien

VP-Umfrage: Bewohner gegen Pickerl

Zwei Drittel der Bevölkerung im 14., 16. und 17. Bezirk sind gegen die Einführung des Parkpickerls. Stattdessen soll der Garagenbau in den Bezirken ausgeweitet werden.
Wien: Penzing beschließt Parkpickerl
Wien

Wien: Penzing beschließt Parkpickerl

SPÖ und Grüne im Bezirk haben für die Einführung gestimmt. Die genaue Pickerlgrenze wird noch festgelegt, der Bezirk soll aber nicht flächendeckend zur gebührenpflichtigen Zone werden.
Symbolbild Kurzparken
Wien

Wien: 64 Prozent gegen "Parkpickerl" in Währing

Die im 18. Bezirk durchgeführte Bürgerbefragung erteilte dem Parkpickerl eine deutliche Absage. Die Beteiligung lag bei 49 Prozent.
Kommentare

Die Lücke im Fleckerlteppich

Das Nein zum Parkpickerl in Währing zeigt vor allem, dass ein Gesamtkonzept fehlt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.