Kaffee aus dem Vespacar: Wiens erstes Espressomobil

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Erst Hamburg, Amsterdam, nun Wien: Seit Kurzem steht das erste Espressomobil Wiens in der Spittelau. Bald wächst die Flotte. In den Bundesländern könnte er eines Tages mit Franchisepartnern arbeiten.

Wien. Seitenklappe auf, Espressomaschine an. Heckklappe auf, Tischchen aufstellen, ein Glas Cantuccini drauf, Preisschild aufhängen, Musik an. Es dauert keine fünf Minuten, schon hat Felix Veres eine komplette Kaffeebar aufgestellt. Seit Anfang Jänner fährt der angehende Barista mit der umgebauten Piaggio Ape, auch Vespacar genannt, durch Wien, meistens steht er in der Spittelau, nahe dem Eingang zur U4.

Nur in den besonders winterlichen Wochen, da blieb Wiens erstes Espressomobil in der Garage. Vor gut einem Jahr, erzählt Peter Lindmoser, der Betreiber der Kaffeebar, hat er so ein Gefährt zum ersten Mal in Hamburg gesehen. In Berlin oder Amsterdam sind bereits ähnliche Dreiräder unterwegs. „Mir hat das sofort gefallen, und ich erfinde halt gern Firmen“, sagt Lindmoser, dessen Brotberuf es ist, mit seiner Firma „Fresh Water“ Quellwasser aus seiner Heimat Mariazell in Wasserspendern zu verkaufen.

30.000 Euro und endlose Tüftelei

Seine Entscheidung, ein Espressomobil anzuschaffen, fiel schnell. Damit begann das große Tüfteln. Eine Piaggio Ape, die „Schwester“ der Vespa, war rasch bestellt, die Espressomaschine hat Lindmoser eigens mit einer spanischen Firma entwickelt, schließlich muss sie acht Stunden laufen. Dafür sorgt – auch eine Sonderanfertigung – eine Batterie. Kühlschrank, Wassertank, der Aufbau im Retro-Design – ebenso liebevolle Kleinarbeit. In Summe hat die Espressobar netto 30.000 Euro gekostet. Zugelassen ist sie als Moped, stehen bleiben und verkaufen darf der fahrende Barista überall, wo es der Grundstückseigentümer erlaubt oder auf Plätzen in Marktgebieten. Der Espresso kostet 1,90. Beliebter ist aber der Cappuccino um 2,40 Euro.

„Meine Erfahrung zeigt, dass es drei, vier Jahre dauert, bis das Ding läuft.“ Der 43-Jährige muss es wissen, schließlich hat der gelernte Installateur schon mehrere Firmen gegründet. Zuerst mit Eingangsmatten, dann mit einem Reinigungstrupp, dann die Wasserspender. Das Espressomobil, sagt er, sei vorerst ein Hobby. Aber schon Anfang April werden die nächsten beiden Ape geliefert, sie sollen in der Innenstadt stehen. Für ein paar hundert Euro am Tag kann man die Espressobars künftig für Veranstaltungen buchen. „Es wäre schön, wenn jedes Jahr so drei, vier Wagerln dazukommen.“

Nachwuchs für die Flotte

In den Bundesländern könnte er eines Tages mit Franchisepartnern arbeiten. Das ist Zukunftsmusik, Geld bringen würden die Vespacars erst in ein paar Jahren, erwartet Lindmoser. „Aber dann haben wir eine Nische besetzt.“ Kaffee im Pappbecher, wie in den USA, aber Kaffee wie in Italien. Kein Filter- oder Kapselgebräu, sondern Espresso aus einer Siebträgermaschine, gebrüht vom Barista.

Die Wiener sind noch ein wenig reserviert. Beim ersten Ausflug der Ape zum Rochusmarkt bleiben sie stehen, schauen, fotografieren. Kaffeetrinken im Vorbeigehen, das ist vielen noch fremd.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2012)

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