Warum die Förderung von Schiefergas kompliziert ist – und wie die Zukunft aussehen könnte.
Wien/Gr. Schiefergas gilt als eine der Zukunftshoffnungen, um den Gasbedarf der Welt zu stillen: Die konventionellen Erdgasreserven sollen nämlich maximal bis 2070 reichen. Weil aber ein Vielfaches davon in sogenannten „unkonventionellen“ Depots – wie Schiefergas – lagert, suchen Energiekonzerne seit Jahrzehnten nach Methoden, auch diese anzapfen zu können.
Chemisch ist Schiefergas ident mit konventionellem Erdgas, es besteht im Wesentlichen aus Kohlenwasserstoffen mit einem überwiegenden Anteil an Methan. Der Unterschied besteht in der Lagerung: Wo das konventionelle Gas in Blasen lagert, ist Schiefergas in Gesteinsschichen eingeschlossen.
Um es daraus zu fördern, bedient man sich des „Fracking“, kurz für „Hydraulic Fracturing“, mit dem die USA 1949 begonnen haben (siehe Grafik): Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Stein gepumpt – der unter dem Druck zerbirst und das Gas freigibt, während der Sand die Öffnungen stabilisiert.
Bei der Förderung in den USA ist es infolge des Frackings in mehreren Fällen zu Zwischenfällen gekommen, bei denen Chemikalien und/oder Gas an die Oberfläche und in das Grundwasser gekommen sind. Einer unabhängigen Studie der Universität Austin zufolge liegt das nicht an der Methode an sich, sondern an mangelnder Sorgfalt. Wird ordnungsgemäß „gefrackt“, bestehe keine Gefahr.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Herbert Hofstätter von der Montanuni Leoben, der gemeinsam mit der OMV das neue „Clean Fracking“ entwickelt. „Wenn alle durchbohrten Gesteinsschichten durch eine einzementierte Verrohrung abgedichtet werden, kann keine Kommunikation mit einem Grundwasserspeicher stattfinden“, so Hofstätter – das eigentliche „Fracking“ passiere so tief, dass eine Freisetzung von Gas oder Chemie ausgeschlossen sei, solange die Leitungen dicht sind.
Das neue Verfahren soll ganz ohne Chemikalien auskommen: Hofstätter sucht derzeit nach der Mischung von Wasser, Sand und Maisstärke, die dieselben Eigenschaften erfüllt wie der normalerweise eingesetzte Chemie-Cocktail. Damit solle das „Fracking“ nicht nur schonender, sondern auch wirtschaftlicher werden, hofft Hofstätter. Bis „Clean Fracking“ eingesetzt werden könne, wird es aber noch rund zwei Jahre dauern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2012)