Semmelweisklinik: Eliteschule statt Babys

Semmelweisklinik Eliteschule statt Babys
Semmelweisklinik Eliteschule statt Babys(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine Investorengruppe kauft die ehemalige Geburtsklinik in Wien-Währing. Ab Herbst startet eine Privatschule für musikalisch begabte Kinder. Schule und Internat kosten ab 30.000 Euro jährlich.

Wien/Awe. Wie einst Ignaz Semmelweis Teile der Geburtshilfe revolutioniert hat, soll ab Herbst auf dem Areal der ehemaligen Frauenklinik in Wien-Währing etwas von Bedeutung entstehen. Eine Gesellschaft rund um eine Gruppe von Investoren kauft der Stadt die denkmalgeschützten Gebäude ab und vermietet die Pavillons an eine internationale Eliteschule.

Heißen wird die neu entstehende Kaderschmiede „Amadeus – International School of Music Vienna“. Und der Name ist gleichzeitig Programm. Das Privatgymnasium richtet sich explizit an musikalische Talente aus aller Welt. Schon jetzt ist jedoch klar: Der Großteil der Schüler wird aus dem musikbegeisterten Asien stammen.

Das Konzept der Privatschule ist ausdrücklich auf finanziell gut ausgestattete Eltern ausgerichtet. Je nach Klasse beträgt das Schulgeld zwischen 15.000 und 17.500 Euro jährlich. Für das Leben im angeschlossenen Internat sind weitere 15.000 Euro jährlich zu zahlen. Der Musikunterricht selbst schlägt mit 4000 Euro zu Buche.

„Um die international und in englischer Sprache geführte Ausbildung auch weniger zahlungskräftigen Familien zu ermöglichen, werden wir rasch einen Stipendienplan entwickeln“, sagt Jürgen Kremb, der Initiator des Projekts.

Kapazität für bis zu 600 Schüler

Das Geld, das für den Start von Amadeus Vienna nötig ist, stammt freilich von woanders. Mit an Bord sind Investoren aus den USA und Asien. Einer der bekanntesten ist der neuseeländische Multimilliardär Richard Chandler, der bereits vor Jahren in Indien eine gemeinnützige Bildungsinitiative für finanziell Benachteiligte gestartet hat.

Amadeus Vienna geht in eine ganz andere Richtung. Das Projekt soll die weltweit erste einer ganzen Reihe von privaten Schwerpunktschulen werden. In Wien ist dieser Schwerpunkt eben die Musik. Zu Beginn des Schuljahrs 2012/13 werden zunächst 60 Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren auf das ehemalige Semmelweis-Areal ziehen. In den Folgejahren – so der Plan – kommen so lange weitere Jahrgänge hinzu, bis die Kapazität von 500 bis 600 Schülern erreicht ist. Abgeschlossen wird dann mit einer international gültigen Matura, dem International Bakkalaureat (IB).

Wie viel den Investoren die Gebäude auf dem Areal wirklich wert sind, steht noch nicht fest. „Das ist Gegenstand der Verhandlungen“, sagt Bürgermeister Michael Häupl bei der Vorstellung des Projekts.

Die Stadt erwartet sich davon jedenfalls eine Strahlkraft, die weit über das Schulische hinausgeht. Gerade in Asien wird die Marke Wien stark mit Kultur und (klassischer) Musik in Verbindung gebracht. Ein riesiges Potenzial für den Tourismus.

Park bleibt öffentlich zugänglich

Trotz des Verkaufs der Gebäude bleibt das Areal der Klinik der Öffentlichkeit zugänglich (Ausnahme: der Internatsbereich). Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou versucht entsprechende Befürchtungen der Anrainer zu zerstreuen. „Das Grünland bleibt wie bisher im Besitz der Stadt.“ Es sei sogar geplant, zusätzliche und schnellere Wegquerungen durch das Gelände zu errichten. Dazu starte demnächst ein eigenes Bürgerbeteiligungsverfahren. Ziel sei es, dass die Anrainer den neuen Park aktiv mitgestalten können.

Auf einen Blick

Amadeus Vienna wird ein Eliteprivatgymnasium für musikalisch Begabte. Standort der Schule, die ihren Betrieb im Herbst 2012 aufnimmt, ist das Areal der ehemaligen Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Währing. Zielpublikum sind zahlungskräftige Familien aus der ganzen Welt, insbesondere aus Asien. Schule und Internat kosten jährlich mindestens 30.000 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2012)

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