Faymann trifft Dalai Lama: Heftiger Protest aus China

Faymann, Dalai Lama, Schönborn
Faymann, Dalai Lama, SchönbornAPA/BUNDESHEER/ANDYWENZEL
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Mit dem gemeinsamen Frühstück mit dem Dalai Lama wollte Bundeskanzler Werner Faymann ein "klares politisches Signal für Menschenrechte" senden.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat Samstag früh den Dalai Lama im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn zu einem gemeinsamen Frühstück in Wien getroffen. Er wolle damit ein "klares politisches Signal für Menschenrechte, für Gewaltfreiheit, für den Dialog" und "gegen Unterdrückung" senden, sagte Faymann vor dem Treffen. Zudem sei es eine "persönlich interessante Möglichkeit", eine so "herausragende Persönlichkeit" wie den Dalai Lama zu treffen.

Beziehungen zu China

Vor einer Verschlechterung der Beziehungen zu China habe er trotz Warnungen durch den chinesischen Botschafter in Wien, Shi Mingde, keine Angst. "Die Frage, wen ich treffe, entscheide ich selbst und das gilt auch für den Dalai Lama. Österreich ist ein Land, das immer gezeigt hat, dass es aufseiten der Menschenrechte steht und für meine Termine bin ich selbst verantwortlich", betonte der Kanzler. Vor allem trete er weiterhin für seine Werte ein - die "Stärkung der Menschenrechte überall auf der Welt".

Protest aus Peking

Wenige Stunden nach dem gemeinsamen Frühstück gab es einen offiziellen Protest aus Peking. In einer schriftlichen Stellungnahme des chinesischen Außenministeriums wurden die Treffen von Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger mit dem Dalai Lama "als schwere Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" bezeichnet.

Ungeachtet mehrmaliger Demarchen seitens Chinas habe Österreich diese Treffen organisiert. "Die chinesische Seite bringt die äußerste Unzufriedenheit zum Ausdruck und ist entschieden dagegen. Das chinesische Außenministerium und die chinesische Botschaft in Österreich werden in Peking und Wien ernsthafte Demarchen führen."

Durch die Vorgangsweise würden die "Gefühle des chinesischen Volkes verletzt", hieß es in einer Aussendung, zudem würde "den Kräften der Unabhängigkeit von Tibet" ein falsches Signal gegeben." Der Dalai Lama sei ein Politiker im Exil, "der seit langer Zeit unter dem Deckmantel der Religion antichinesische und separatistische Aktivitäten betreibt."

Österreich pflegt interreligiösen Dialog

Kardinal Schönborn sei bei dem Frühstück mit dem Dalai Lama anwesend gewesen, weil "wir gerade zwischen den Religionsgemeinschaften in Österreich etwas haben, worum uns viele Länder beneiden", erklärte Faymann. Dies beinhalte eine "sehr respektvolle Zusammenarbeit, einen interreligiösen Dialog, wo einer den anderen achtet und respektiert. Daher treffen wir einander zum Frühstück".

Fischer hatte keine Zeit

Präsident Heinz Fischer fand keine Zeit für eine Begegnung mit dem Dalai Lama. Ein Treffen sei nie geplant gewesen, sagte Fischers Sprecher Bruno Aigner zur »Presse am Sonntag«.

(APA/Red.)

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