Sanierung: Ärztekongresse im Jugendstiltheater

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Das Theater auf den Steinhofgründen ist seit Jahren geschlossen. 2013 wird der Jugendstilsaal endlich saniert. Als reines Theater wird er aber nicht mehr genutzt.

Wien/Mpm. Seit zweieinhalb Jahren sind die verglasten, schmalen Türen permanent geschlossen, Holzbretter lehnen an der Wand. Wie es drinnen, im Jugendstiltheater auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals, aussieht, weiß niemand so genau. Oder, wie es Gerhard Hadinger formuliert: „Hier tut sich nichts.“ Genau das möchte Hadinger, der mit seiner „Initiative Steinhof“ den Bau von Wohnungen auf den Steinhofgründen verhindern will, ändern.

Das Jugendstiltheater, eines der zentralen Gebäude unweit des Haupteingangs auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals, solle endlich saniert und wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, fordert Hadinger. „Das Theater ist seit Jahren geschlossen. Renoviert wurde aber immer noch nicht“, kritisiert er. „Die Verwitterung hinterlässt inzwischen deutliche Spuren.“

Ende 2009 musste der „Kulturverein Jugendstiltheater“ unter Betreiber Gary Maurer nach rund 30Jahren unerwartet den Betrieb einstellen. Wegen dringenden Sanierungsbedarfs, hieß es vonseiten des Eigentümers, des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV).

Sanierung war zu teuer

Ganz so eilig hatte es der KAV dann aber doch nicht: Bis heute wurde mit der Sanierung des Theatersaals – der wie das restliche Krankenhausareal unter Denkmalschutz steht – noch nicht wirklich begonnen. „Nur das Nötigste“ sei bisher passiert, sagt eine Sprecherin des KAV. „Unser Kerngeschäft ist eben die Gesundheitsversorgung.“ Anders gesagt: Man hat sich die Renovierung bisher nicht leisten können. Nun werden sich die Stadt und der Wiener Altstadterhaltungsfonds an den vermutlich millionenschweren Renovierungskosten – wie hoch diese sind, will der KAV nicht verraten – beteiligen. Im Herbst sollen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden, im Frühling 2013 soll die Sanierung losgehen. Frühestens nach drei Jahren kann das Theater, das von den Lustern im Publikumsbereich bis zu den Waschmuscheln in den Toiletteanlagen voller Jugendstilrelikte ist, wieder öffnen. Dass es wieder an den alten Betreiber – der Interesse bekundet hat – vergeben wird, ist eher unwahrscheinlich. Denn laut KAV soll der Saal, der an die 1000 Menschen fasst, nicht nur für kulturelle Zwecke genutzt und auch vermietet werden. Unter anderem möchte der KAV hier auch Ärztekongresse abhalten. Das Geld, das dabei hereinkommt, soll in die Erhaltung des Theaters fließen.

Zum 110-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr wird das Theater – das übrigens nicht von Otto Wagner, sondern von Franz Berger entworfen wurde – also geschlossen bleiben. 1903 als „Gesellschaftshaus“ für Mitarbeiter und Patienten errichtet, wurde das Theater (wie das gesamte Areal) später bewusst für alle Wiener geöffnet. Unter anderem hielten hier auch die Wiener Festwochen Gastspiele ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2012)

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