Bevölkerung: Massiver Zuzug in "Speckgürtel"

Symbolbild Gänserndorf
Symbolbild Gänserndorf(c) Www.BilderBox.com (Www.BilderBox.com)
  • Drucken

Vor allem die Gemeinden um Wien und Graz weisen den höchsten Bevölkerungszuwachs auf. Eisenerz hat hingegen seit 2001 ein Viertel weniger Einwohner.

"Der Trend, in die Stadt zu ziehen, hält an", erklärte Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, am Dienstag. Den höchsten Bevölkerungszuwachs erzielten jedoch nicht die Zentren direkt, vor allem die "Speckgürtel" um Wien und Graz "boomten" zwischen 2001 und 2011. Die am Dienstag vom Städtebund präsentierte Aufstellung der Statistik Austria führte Gänserndorf mit dem größten Bevölkerungsplus von 28,1 Prozent an. Dahinter folgten Vösendorf (+25,7 Prozent) und Seiersberg (+22,6 Prozent).

Bei den Landeshauptstädten hat Graz mit einem Bevölkerungsplus von 15,6 Prozent in den vergangenen Jahren am stärksten zugelegt. Knapp dahinter folgt Eisenstadt mit 14,66 Prozent. Eine Bevölkerungszunahme im zweistelligen Bereich kann auch noch Wien vorweisen (10,58). Linz (+3,2), Salzburg (+3,8) und Bregenz (+3,86) stehen am anderen Ende der Skala. "Städte sind das Rückgrat des Landes", machte Weninger deutlich: "In Gemeinden ab 5000 Einwohner leben 57 Prozent der Bevölkerung."

Die Großstadt ist dabei Anziehungspunkt für Personen mit Migrationshintergrund. 2010 lebten rund 80 Prozent der Personen ausländischer Herkunft in nur zehn Prozent aller Gemeinden. "Integration ist ein urbanes Thema", so Weninger.

Eisenerz: Ein Viertel weniger Einwohner

Strukturschwächere Gebiete haben hingegen einen teilweise massiven Bevölkerungsschwund zu verzeichnen. In vielen Gemeinden in den alten steirischen Industrieregionen (Eisenerz -23,1, Murau -10,1, Köflach -8,6) und im nördlichen Waldviertel (Raabs an der Thaya -10,8, Litschau -10,1, Heidenreichstein -10,0 Prozent) ist dieser Trend am stärksten.

Eisenerz hat mit 51,4 Prozent auch den geringsten Anteil an Personen im klassischen "Erwerbsalter" (20 bis unter 65 Jahre) und ist damit wenig überraschend Schlusslicht bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (12,2 Prozent). Zum Vergleich: Spitzenreiter Lustenau hat einen Anteil an "Jungen" von immerhin 24,7 Prozent.

Herausforderung für die Städte

Als Herausforderung für die Städte zeigt sich laut Weninger die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen. Betrachtet man die Entwicklung der Kinderbetreuung bei Drei-, Vier-und Fünfjährigen in den letzten zehn Jahren, zeige sich, dass bei allen drei Alterskategorien beträchtliche Anstiege zu erkennen seien. So erhöhte sich die Betreuungsquote der Dreijährigen von 53,4 Prozent im Jahr 1999 auf mittlerweile 80 Prozent. Bei den Vierjährigen wurde in den letzten zehn Jahren eine Steigerung von 84,0 auf 95,5 Prozent verzeichnet, bei den Fünfjährigen von 90,2 auf 94,4 Prozent. Die Betreuung der bis Zweijährigen liegt aktuell bei 17,1 Prozent.

Die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für die vorschulische Erziehung beliefen sich 2010 in den Landeshauptstädten auf durchschnittlich 262 Euro pro Einwohner bzw. 5700 Euro pro betreutem Kind, beim allgemeinbildenden Unterricht lagen die Kosten bei durchschnittlich 338 Euro pro Einwohner bzw. 3300 Euro pro Schüler.

Umso ärgerlicher findet es Weninger, dass im Rahmen des Konsolidierungspaketes die Möglichkeit des Vorsteuerabzuges für Bildungseinrichtungen eliminiert wurde. Dadurch würden sich Investitionen für Bauprojekte um 20 Prozent verteuern.

Neben der Rücknahme dieser Maßnahme verlangte der Städtebund neuerlich eine Reform des Finanzausgleichs in Richtung Aufgabenorientierung. Der FAG sollte sich nicht nur an der Einwohnerzahl sondern auch an den Aufgaben orientieren, würden doch die Städte eine Fülle von Aufgaben für ihr Umland übernehmen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.