Österreich raucht jung und regelmäßig

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Am Welt-Nichtrauchertag wird Bilanz gezogen. Jeder dritte Österreicher raucht regelmäßig. Die Ärztekammer fordert daher ein strengeres Tabakgesetz. Die Gastronomie weist hingegen jede Schuld an der Situation von sich.

Wenn heute, Donnerstag, der Welt-Nichtrauchertag begangen wird, ziehen Österreichs Gesundheitsorganisationen Bilanz über die Raucher hierzulande. Und diese sieht wie folgt aus: 38 Prozent der Menschen bezeichneten sich in einer repräsentativen Umfrage der Österreichischen Krebshilfe vom März dieses Jahres als Raucher, 33 Prozent greifen regelmäßig zur Zigarette.

Ein Befund, der für Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Handlungsbedarf zeigt: "Es braucht konsequentere Kontrollen der bestehenden Rauchergesetzgebung, langfristig ist ein komplettes Rauchverbot in allen Bereichen, wo Jugendliche sich aufhalten, unvermeidlich. Kontinuierliche und umfassende Aufklärung der Kinder und Jugendlichen über die schädlichen Folgen des Rauchens und des Passivrauchens müssen verstärkt erfolgen." In Österreich beginnen 91 Prozent der männlichen und 81 Prozent der weiblichen Raucher vor dem 20. Lebensjahr und die Hälfte vor dem 16. Lebensjahr mit dem regelmäßigen Griff zur Zigarette.

Ziel: Nur fünf Prozent Raucher weltweit

Die WHO will bis zum Jahr 2040 den Anteil der Raucher an der Weltbevölkerung auf fünf Prozent drücken. Für Österreich ist der Weg dahin noch ein langer.


Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es vor allem gesetzliche Maßnahmen, argumentiert die Österreichische Ärztekammer. Präsident Walter Dorner erneuerte am Donnerstag seine Forderung nach einem strengeren Tabakgesetz, nach einem strikten Rauchverbot im öffentlichen Raum, insbesondere in der Gastronomie. Aber auch eine bessere Raucherprävention bei Kindern und Jugendlichen sei notwendig. "Österreich ist, was den Nichtraucherschutz angeht, nach wie vor ein Entwicklungsland", attestiert Dorner. "Die Politik sollte die Initiativen der Ärzte fördern und sich aktiv um Nichtraucherschutz und Prävention bemühen anstatt die derzeitige halbherzige Lösung auch noch schön zu reden." Die WHO-Ziele zu erreichen sei schwer. "Warum man nicht die Erträge aus der Tabaksteuer zweckgebunden in die Prävention und Therapie fließen lässt, ist mir ein Rätsel", so Dorner.

"Gastronomie nur Nebenschauplatz"

Die Gastronomie zeigt sich zwar ebenso nicht erfreut über die hohe Raucherdichte in Österreich, will an der derzeitigen Raucherlösung in Lokalen aber nichts ändern. Auch, dass sich die Unternehmer nicht an das Tabakgesetz halten würden, sei nicht richtig. Nur in wenigen Fällen hätten Lokalbesitzer Verwaltungsstrafen wegen einer Verletzung des Tabakgesetzes ausgefasst, betont Helmut Hinterleitner, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich: "Dass es nach wie vor einige Unbelehrbare gibt, wollen wir nicht in Abrede stellen. Dies ist jedoch kein Grund, das Gesetz insgesamt in Frage zu stellen."

Was die Raucherprävention anbelangt, sei die Gastronomie "in Wirklichkeit ein kleiner Nebenschauplatz". Hinterleitner setzt dabei vor allem auf Prävention, um den Raucheranteil unter jungen Menschen zu reduzieren. Ob jemand zum Raucher wird, entscheide sich bereits im Elternhaus, das "im Sinne der Vorbildwirkung stärker in die Pflicht zu nehmen" sei, betont Hinterleitner.

Gesundheitsargument unwirksam

Doch in den Köpfen der jungen Menschen wirklich etwas zu bewirken, ist schwierig. Das Gesundheitsargument würde gerade bei jugendlichen Rauchern nichts bewirken, erklärt Ulla Konrad, Präsidentin des Psychologenverbandes: "Mit dem Argument, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, erreicht man leider bei Jugendlichen selten ein Umdenken." Hilfreich seien Workshops in Schulen und bei der Lehrlingsausbildung, die sich mit dem Thema "Abhängigkeiten in unserer Gesellschaft" befassen sowie das Einleiten eines Bewusstwerdungsprozesses. Dieser könnte dazu beitragen, dass sich Jugendliche gar nicht erst in Abhängigkeiten begeben.

Zum hochproblematischen Produkt wird die Zigarette durch das enorme Suchtpotenzial, wodurch der Konsum im Suchtfall nicht mehr freiwillig erfolgt, sondern unter Zwang, erklären die Experten des Motivforschungsinstitut Praschl. Es gehe sehr schnell, in die Spirale der psychischen oder körperlichen Abhängigkeit zu geraten. Hier müssten Aufklärung und Kampagnen in geeigneter Form anknüpfen - beispielsweise nach dem Motto "Nichtrauchen - ein Stück Freiheit". Freiheit und Unabhängigkeit seien Werte, die auch bei Jugendlichen hoch im Kurs stehen.

Nächstes Jahr wird zum Welt-Nichtrauchertag erneut Bilanz gezogen. Um das WHO-Ziel zu erreichen, müsste Österreich seinen Raucheranteil jährlich bis 2040 um ein Prozent reduzieren.

(Ag./Red.)

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