Von Österreich ins Weltall: Start frei für zwei Satelliten

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Morgen werden - so alles klappt - in Indien zwei österreichische Forschungssatelliten gestartet. Damit wird Österreich zu einer Weltraumnation.

Nach mehreren Verschiebungen wurde die Ungeduld immer größer, die Sache drohte schon zu einer Neverending Story zu werden. Am Mittwoch dieser Woche kam schließlich die erlösende Nachricht: „Die Rakete ist startklar“, freute sich Otto Koudelka, Forscher an der TU Graz und Mastermind hinter jenem Projekt, das nun einen vorläufigen Abschluss erleben soll: Morgen, Montag, soll um 13.22 MEZ eine indische Rakete die beiden österreichischen Satelliten TUGSAT-1 und UniBRITE in den Weltraum befördern – und Österreich damit in den erlauchten Kreis der Weltraumnationen.

Die Mission BRITE („Bright Target Explorer“) ist ein wissenschaftliches Projekt, es umfasst insgesamt sechs „Nanosatelliten“ aus Österreich, Kanada und Polen, die gemeinsam Einblicke in Entstehung und Struktur massereicher Sterne geben sollen. Konkret wird die Strahlkraft von rund zehn besonders hellen und rund hundert schwächeren Sternen vermessen – und zwar von jedem der Satelliten auf eine andere Art: TUGSAT-1 ist mit einem blauen Farbfilter ausgerüstet, UniBRITE mit einem roten. Mit diesem Konzept geht BRITE über große Satellitenmissionen mit ähnlichen Zielen wie CoRoT hinaus. Aus den minimalen Helligkeitsschwankungen kann z.B. auf Rotationen im Stern, Temperaturschwankungen auf der Oberfläche, Änderungen des magnetischen Feldes oder der Dichte geschlossen werden.

Nicht minder interessant ist die Entstehungsgeschichte der BRITE-Mission. Die Idee für ein kostengünstiges Netz aus Kleinstsatelliten entstand an der Uni Toronto. Astrophysiker der Uni Wien um Werner Weiss hörten davon – man kannte sich von anderen Projekten – und wollten sich in das Projekt einklinken. 2004 fand in Wien eine Konferenz mit Forschern und Industrie statt, 2005 gab die Uni Wien Mittel frei, daraufhin wurde in Toronto der Bau des ersten Satelliten UniBRITE in Auftrag gegeben. 2006 schloss sich auch die TU Graz dem Vorhaben an und konnte von der FFG Mittel aus dem österreichischen Weltraumprogramm ASAP lukrieren. In mehrjähriger Arbeit und unter starker Einbeziehung von Studenten wurde schließlich in Graz TUGSAT-1 entwickelt, gebaut und getestet – dieser wird auch unter rot-weiß-roter Flagge gestartet, wodurch Österreich eben Weltraumnation wird. 2009 trat Polen der BRITE-Mission bei, 2010 formell auch Kanada: Derzeit werden nach dem Vorbild der österreichischen Satelliten vier weitere gebaut.

In Österreich ist für die Astronomen nun bereits die Zeit der Ernte gekommen: Die Messdaten der Satelliten werden an die Bodenstationen der TU Graz und der TU Wien übermittelt und an die Wissenschaftler zur Auswertung weitergeleitet. Wie lange die Satelliten Daten liefern werden, ist angesichts der Gefahren im Weltraum offen: Die Forscher rechnen mit zumindest zwei Jahren, es könnten aber auch zehn oder mehr Jahre werden.

Brite-Mission

TUGSAT-1 und UniBRITE sind baugleiche Nanosatelliten, die zusammen mit vier „Brüdern“ aus Kanada und Polen in der BRITE-Mission die Helligkeit von Sternen vermessen.

Die Satelliten haben eine Kantenlänge von 20 Zentimetern, wiegen 6,8 Kilogramm, kosten jeweils knapp eine halbe Million Euro und werden in einer Höhe von 780 Kilometer zumindest zwei Jahre lang die Erde umkreisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2013)

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Eine indische Rakete brachte "TUGSAT-1" und "UniBRITE" ins All. Die beiden Satelliten werden nach einem rund 20-minütigem Flug freigesetzt.

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