Zwei Satelliten im All: Österreich ist Weltraumnation

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Eine indische Trägerrakete hat am Montagnachmittag die ersten beiden Satelliten unter rot-weiß-roter Flagge ins Weltall befördert. Sie sind Teil einer internationalen Mission zur Erforschung von besonders hellen Sternen.

Neu-delhi/Graz/Wien. Am Montag um 13.52 Uhr war das bange Warten zu Ende, der Operator sprach die erlösenden Worte: „Tugsat separated“. Und 20 Sekunden später dann: „Unibrite separated“. Die ersten Satelliten unter österreichischer Flagge waren damit in ihrer Umlaufbahn in einer Höhe von rund 780 Kilometern ausgesetzt. Österreich zählt seither zum erlauchten Kreis der Weltraumnationen.

Die Trägerrakete, eine indische PSLV (Polar Satellite Launch Vehicle), war 20 Minuten zuvor vom südindischen Dhawan Space Centre gestartet und beschleunigte innerhalb weniger Minuten auf eine Geschwindigkeit von 28.000 km/h – was bei zwei Launch-Events an der Universität Wien und an der Technischen Universität Graz von einem hochkarätigen Publikum mit Spannung verfolgt wurde. Stürmisches Feiern nach dem erfolgreichen Aussetzen im All inklusive – obwohl bis Redaktionsschluss noch nicht klar gewesen ist, ob die beiden Satelliten die Strapazen des Startes unbeschadet überstanden haben und ordnungsgemäß funktionieren.

Update: Der Erstkontakt des ersten österreichischen Satelliten mit der Bodenstation an der Technischen Universität Graz hat am Montag planmäßig um 16.46 Uhr stattgefunden, teilte die TU Graz der Austria Presse Agentur. "Wir haben Kontakt zu TUGSAT-1 hergestellt, es war ein sehr kurzer Pass, aber wir wissen, dass er funktioniert", so der Grazer Projektleiter Otto Koudelka vom Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz.

Im Vergleich zur Hauptlast der Rakete, dem 400 Kilogramm schweren indisch-französischen Satelliten Saral (zur Küsten- und Meeresbeobachtung), sind die beiden österreichischen Himmelskörper regelrechte Zwerge: Mit einer Abmessung von 20 mal 20 mal 20 Zentimetern und einem Gewicht von gerade einmal 6,8 Kilogramm handelt es sich bei Tugsat-1 und Unibrite um sogenannte „Nanosatelliten“. Sie sind Teil der internationalen Forschungsmission Brite („Bright Target Explorer“), mit der Helligkeitsschwankungen von Sternen gemessen werden. Daraus soll auf physikalische Vorgänge in ihrem Inneren und auf die Entstehung des Weltalls geschlossen werden. Solche Messungen können von der Erde aus nicht gemacht werden, weil die Turbulenzen in der Atmosphäre – das „Flackern“ der Sterne – viel größer sind als die Helligkeitsschwankungen, die eigentlich gemessen werden sollen. Die Daten werden an Bodenstationen an der TU Graz und der TU Wien ausgewertet.

Messungen im Geschwader

Das Neue an der Brite-Mission: Die Messungen werden von einem Geschwader von sechs Nanosatelliten durchgeführt. Diese sind wesentlich billiger als herkömmliche Satelliten, und bei ihnen kann außerdem das Messverfahren jeweils leicht verändert werden. So misst Tugsat-1 die Helligkeit der Sterne mit einem blauen Farbfilter, Unibrite mit einem roten. Damit könnte die Brite-Mission zu einem deutlich günstigeren Preis sogar aufschlussreichere Resultate liefern als herkömmliche große Forschungssatelliten.

Eigentlich hätte Österreich schon vor knapp zwei Jahren Weltraumnation werden sollen: Die Satelliten waren schon damals startklar, doch bei der Hauptlast des Raketenstarts gab es immer wieder Verzögerungen, die kleineren Satelliten, die bei der indischen Weltraumbehörde ISRO ein Ticket fürs Mitfliegen gebucht hatten, mussten daher auch warten. Die Startkosten für die rot-weiß-roten Satelliten werden mit etwas mehr als 200.000 Euro angegeben.

Die beiden österreichischen Satelliten sind zwar praktisch baugleich, sie haben aber eine unterschiedliche Geschichte: Die Uni Wien ließ Unibrite bei Kooperationspartnern an der kanadischen Uni Toronto bauen, die TU Graz hingegen legte selbst Hand an. Tugsat-1 entstand in einem mehrjährigen Forschungsprojekt, in das auch Studenten intensiv eingebunden waren. Gefördert wurde das Unterfangen von der FFG im Rahmen des österreichischen Weltraumprogramms Asap. Die vier weiteren Satelliten der Brite-Mission – aus Polen und aus Kanada – sollen heuer bzw. 2014 gestartet werden.

Auf einen Blick

Tugsat-1 und Unibrite sind seit ihrem gestrigen Start mit einer indischen Trägerrakete die ersten beiden Satelliten unter rot-weiß-roter Flagge im Weltall. Es handelt sich um 6,8 Kilogramm schwere, fußballgroße Würfel, die per Solarzellen mit Strom versorgt werden und mit einem Teleskop besonders helle Sterne vermessen. Sie sind Teil der internationalen Forschungsmission Brite.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2013)

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