"Big Brother": Nasa beendet einjährige Mars-Simulation

Die kleine Forschungskuppel auf 2500 Metern.
Die kleine Forschungskuppel auf 2500 Metern.APA/AFP/University of Hawaii at
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Sechs Forscher verbrachten 365 Tage am Hang eines Vulkans auf Hawaii - auf engstem Raum. Sie stellten eine Mars-Expedition nach.

Ein Jahr lang haben sechs Wissenschafter wie auf dem Mars gelebt. Am Sonntag ging das entbehrungsreiche Experiment am Hang des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii zu Ende: Die drei Frauen und Männer traten aus ihrem kleinen Domizil in 2500 Metern Höhe in die karge Lavalandschaft - diesmal ohne Raumanzüge, die sie 365 Tage lang jedes Mal hatten tragen müssen, wenn sie ins Freie gingen.

Begrüßt wurde das internationale Team von seinen Kollegen mit dem Zuruf: "Willkommen zurück auf der Erde." Nach einer Reihe von Umarmungen gab es erst einmal etwas Frisches zu essen, vor allem Früchte, Salat und Gemüse. Bei dem gemeinsamen Projekt der Universität Hawaii und der US-Weltraumbehörde NASA hatte die kleine Gruppe von Forschern getestet, wie man unter widrigen Bedingungen für lange Zeit auf engem Raum zusammenleben kann.

Die Studie gilt als die bisher längste Simulation einer Mars-Expedition auf der Erde. Sie bringt den Forschern unschätzbares Wissen. Denn falls sich wirklich Menschen zum Mars aufmachten - ein Fernziel mehrerer Raumfahrtnationen - könnte allein schon die Reise zum Roten Planeten bis zu ein Jahr dauern. Eine weitere Hürde wäre das Zusammenleben des Teams auf dem Nachbarplaneten, der durchschnittlich 228 Millionen Kilometer von der Erde entfernten ist. Es müsste in einer unwirtlichen Kraterlandschaft ohne Sauerstoff-Atmosphäre so lange ausharren, bis die Planetenkonstellation günstig für einen Rückflug ist. Das kann mehr als ein Jahr dauern. 

Elf Meter Durchmesser große Kuppel

Der kleine weiße Kuppelbau, in dem die Forscher auf Hawaii leben, hat gerade mal einen Durchmesser von elf Metern. Überall hängen Kameras, alle Bewohner tragen Sensoren, als Rückzugsort gibt es nur winzige Kabinen. Warme Mahlzeiten bereitet sich das Team mit Solarenergie, unter anderem aus gefriergetrockneten Lebensmitteln. Duschen darf jeder acht Minuten - pro Woche. Ausflüge nach draußen müssen lange vorher geplant werden. Und durch die Raumanzüge lassen sich Sonne und Wind nicht spüren. Alle "Astronauten" wurden käsebleich.

Jeder Wissenschafter hatte in der Vulkan-Isolation auch spezielle Forschungsaufgaben. Die deutsche Geophysikerin Heinicke etwa war für die Wassergewinnung aus Lavagestein zuständig. Es habe sich gezeigt, dass es möglich sei: "Man kann wirklich Wasser aus dem Boden bekommen, der trocken zu sein scheint", sagte die 30-Jährige am Sonntag. "Es würde auf dem Mars funktionieren."

Größter Feind ist Langeweile

Künftigen Crews rät die Forscherin vor allem eines: "Bringt etwas Sinnvolles mit, woran ihr arbeiten könnt. Einer eurer größten Feinde ist Langeweile." Außerdem müssten Teilnehmer bereit und in der Lage sein, sich auf die anderen einzustellen. "Wenn ihr dazu nicht fähig seid, solltet ihr nicht dabei sein."

Christiane Heinicke erinnert sich, wie die kleine Gruppe schon nach wenigen Monaten die immer gleichen Streitgespräche führte - wie in einer WG. Nur, dass es dabei um Außeneinsätze und Gefahren ging. Die Extremsituation habe alle Teilnehmer an ihre Grenzen geführt, berichtet die Geophysikerin. Bei manchen sei es um Reparaturen gegangen. Bei anderen um Geduld bei absurden Streitereien. "Aber am Ende des Tages haben wir uns immer wieder zusammengerauft." Mit drei der sechs Kollegen will die deutsche Forscherin auch nach dem Ende der Mission auf jeden Fall Kontakt halten. Besonders die Höhlen-Erkundung im Lava-Gestein habe sie zusammengeschweißt.

(APA/dpa/Ulrike von Leszczynski)

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