Moscheen: Ruhe nach dem Sturm und vor dem Sturm

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Die Bauarbeiten für das Islamische Zentrum in Wien Floridsdorf haben begonnen, in Graz fand die Grundsteinlegung für das neue muslimische Gebetshaus statt. Allerdings mit einem Zwischenfall.

Wien/Graz. Zwei Bezirke, zwei Moscheen, zwei Bürgerinitiativen, viel Aufregung: Die geplanten Neubauten bzw. Erweiterungen der muslimischen Gebetshäuser der Türkisch-Islamischen Union in Österreich (Atib) in der Rappgasse (Floridsdorf) und Dammstraße (Brigittenau) haben regelmäßig für Konflikte gesorgt, in letzter Zeit ist es allerdings ruhig um sie geworden.

Zumindest für die Dammstraße könnte das nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Hier liegt eine gültige Baugenehmigung vor. Sobald die Finanzierung geklärt ist, wird mit dem Bau begonnen. Das seit 1996 bestehende Gebetshaus soll zu einem neuen Islamischen Zentrum ausgebaut werden, samt Veranstaltungszentrum und Kindergarten. In der Rappgasse hingegen wird das neue Islamische Zentrum bereits gebaut. Die neuen Gebetsräume sollen Platz für rund 370 Personen bieten, ein Kindergarten ist auch geplant. Die Bürgerinitiative konnte den Bau nicht stoppen, nun gibt es Beschwerden von Anrainern über Baulärm in der Früh.

Auch in Graz werden in absehbarer Zukunft die Bauarbeiten für eine Moschee beginnen. Einen Zwischenfall gab es bereits einige Tage vor der Grundsteinlegung: Unbekannte haben auf dem Grundstück in der Laubgasse 24 Anfang Mai Schweinekopfhälften abgelegt und ein Zelt mit Blut bespritzt. „Das war eine versuchte Provokation, das war ein Witz“, sagt Mahdi Mekic im Gespräch mit der „Presse“. Er ist Obmann des „Islamischen Zentrums Graz“. Sein Verein baut die Moschee inmitten eines Gewerbegebietes südlich des Grazer Stadtzentrums. Gelacht habe er nicht über diesen Witz, provozieren wollte er sich aber auch nicht lassen.

Zehn Millionen Euro Baukosten

Geplant ist, auf dem 12.000 Quadratmeter großen Gelände in vier Schritten eine Moschee samt Kulturzentrum und Mehrzweckhalle zu errichten. Die Baukosten belaufen sich auf rund zehn Millionen Euro, sein Verein will diese Summe durch Spenden aufbringen. „Zehn Prozent haben wir bislang gesammelt“, so Mekic. Er vertraut darauf, dass die finanzielle Unterstützung mit Fortdauer des Projekts zunimmt. Die Stadt Graz, so Mekic, habe dem Projekt keine Steine in den Weg gelegt. Den Dialog mit den Behörden habe er 2009 gesucht – gleich nachdem sich der Verein entschlossen hatte, die Moschee zu bauen: „Wir wollten unsere Pläne von Beginn an transparent machen und uns auch die Sorgen der Stadt anhören.“ So wurde auch gemeinsam mit der Stadt und der Ziviltechnikerkammer der internationale Architekturwettbewerb ausgeschrieben.

Gewonnen hat der Entwurf des Grazer Büros „gps-architektur“. Dieser sieht ein 22 Meter hohes Minarett vor, welches aber stumm bleiben wird. „Ein Minarett gehört zu einer Moschee. Aber der Ruf des Muezzins, der den Beginn der Gebetsstunde ankündigt, ist in einer Stadt heutzutage nicht mehr notwendig“, erklärt Mekic. Baubeginn ist je nach finanzieller Lage noch Ende 2012 oder Anfang 2013. In drei Jahren soll das Kulturzentrum fertig sein: „Wenn die Moschee fertig ist, kann keiner der 20.000 Muslime in Graz mehr sagen, dass er hier nicht willkommen ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2012)

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