Widerstand gegen Schönborns Reformpläne

Widerstand gegen Schoenborns Reformplaene
Widerstand gegen Schoenborns Reformplaene(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Kardinal Schönborn hat eine radikale Zusammenlegung der 660 Pfarren der Erzdiözese Wien angekündigt. Die Pfarrer-Initiative will Einspruch erheben, Pastoraltheologe Zulehner äußert Zweifel.

"Dagegen werden wir sicher Einspruch erheben. Wir Awerden notfalls auch dagegen aufstehen." Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrer-Initiative kündigt im Interview mit der "Presse" Widerstand gegen die Reformpläne seines Erzbischofs an. Kardinal Christoph Schönborn hatte am Vortag eine radikale Zusammenlegung der derzeit 660 Pfarren der Erzdiözese Wien (die von Retz bis in die Bucklige Welt reicht) angekündigt.

Die personelle Untergrenze für eine künftige neue, weit größere Pfarre sollen drei bis fünf Priester sein.
Schüller dazu weiter: "Auf den Rückzug vieler selbst mit einem Rückzug zu antworten, ist kein guter Weg. Wir ziehen uns zurück, statt vor Ort stark zu werden. In einer Kirche der geografischen Großräume werden sich viele verlaufen, viele Kontakte werden verloren gehen, vieles an Nähe und Präsenz wird verloren gehen." Ob er selbst seine Pfarre Probstdorf in eine größere Pfarre aufgehen lassen wird? Schüllers Antwort: "Das kann ich mir nicht vorstellen, wo doch unsere Kirchenbürger unendlich viel Herzblut, Zeit und Energie in die Pfarre investiert haben." Gleichzeitig bekräftigt der frühere Generalvikar unter Schönborn seine Forderungen, verheiratete Männer und Frauen für das Priesteramt zuzulassen.

Auch Zulehner äußert Zweifel

Auch der Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner äußert Zweifel hinsichtlich der Pläne Schönborns. Was ihm am meisten Sorgen bereite, sei die Zentralisierung der Eucharistie, denn diese sollte dort stattfinden, „wo die Leute als gläubige Gemeinde zusammenleben", wie er sagt. Wenn die Gläubigen lange Strecken zurücklegen müssten, dann werde die Teilnahme an der sonntäglichen Messe erschwert; letztlich könne das zu einer Entwöhnung der Katholiken von der Eucharistie führen. Auch seelsorglich habe die Strukturreform Auswirkungen: „Die Kirche entfernt sich stark aus der Basis", so Zulehner. Die Folge: Gläubige bekommen das Gefühl, dass die Kirche sie im Stich lasse.

Daher sollte man daran arbeiten, ein starkes, gemeinschaftliches Bewusstsein in den neu zu gründenden „Filialgemeinden" zu erwirken. Wobei, so Zulehner: „Das Wort Filialgemeinde erinnert mich eher an Schlecker."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21. September 2012)

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