Votivkirche bleibt "besetzt": Nur kurze Pause für Messe

Votivkirche besetzt Pfarrer fordert
Votivkirche besetzt Pfarrer fordert(c) APA MICHAEL GRUBER EXPA (MICHAEL GRUBER EXPA)
  • Drucken

Aktivisten des "Refugee Camp Vienna" protestieren in der Votivkirche. Polizei und Caritas verhandelten bis spät in die Nacht ohne Ergebnis mit ihnen.

Asylwerber aus Traiskirchen, die seit mehr als drei Wochen in Zelten im Sigmund-Freud-Park gegen die Asylpraxis protestieren, wollten am Dienstag mit einem "Ausflug" in die angrenzende Votivkirche auf ihre Anliegen aufmerksam machen und blieben auch über Nacht. Pfarrer Joseph Faruggia wertete die Aktion des "Refugee Camp Vienna" im "Kathpress"-Interview allerdings nicht als Schutzsuche, sondern als Besetzung. Er forderte die rund 60 bis 70 Demonstranten auf, die Kirche zu verlassen. Es soll weitere Gespräche geben.

Die Besetzung der Votivkirche hat die ganze Nacht über angedauert. Bis 3 Uhr früh waren der Pfarrer, Bischofsvikar Dariusz Schutzki sowie Vertreter der Caritas bemüht, eine Lösung zu finden. Die gab es zumindest fürs erste nicht. Die Flüchtlinge waren nur bereit, die Kirche Mittwochmorgen für einen Schulgottesdienst zu verlassen. Im Anschluss wollten sie wieder in das Gotteshaus zurückkehren und sich in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit wenden.

Ein Angebot, eine gemeinsame Pressekonferenz außerhalb der Votivkirche zu machen, sei jedoch abgelehnt worden, berichtete Schwertner. Nunmehr wird die Caritas ein eigenes Pressegespräch im Club Stephansplatz 4 ansetzen, bei dem auch Vertreter der Flüchtlinge willkommen seien.

Bei den Verhandlungen habe man sich mit Kirchenvertretern und Caritas darauf geeinigt, über nächste Schritte zu diskutierenm, berichtet der ORF. Ein Polizeieinsatz stand nicht im Raum.

"Die Kirche ist ein Ort der Zuflucht"

"Die Kirche ist ein Ort des Schutzes, ein Ort der Zuflucht", hieß es von der Caritas Dienstagabend. Dafür garantiere man. Verhandelt werde mit Vertretern der Asylwerber nun so lange, bis ein Durchbruch erzielt sei. "Wir nehmen die Ängste und Sorgen wahr." In einer Ecke der Kirche wurde ein Bettenlager aufgebaut sowie Verpflegung bereitgestellt.

Faruggia erklärte, mit Beginn des Zeltlagers habe er angeboten, Kirchengrund rund um den Neugotikbau an der Ringstraße zu verwenden und auch die Kirche selbst zum Gebet zu nützen. Dass sich plötzlich eine Protestgruppe mit Transparenten in der Kirche eingefunden habe, komme für ihn überraschend und sei nicht abgesprochen gewesen.

Die Asylwerber begründeten die Aktion damit, dass die Politik ihre Forderungen nicht gehört habe. Deshalb hätten sie "Schutz in der Votivkirche gesucht". Als ihre Forderungen nannten sie unter anderem Grundversorgung für alle Asylwerber unabhängig von ihrem Rechtsstatus, freie Wahl des Aufenthaltsortes sowie die Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen.

Das kleine "Flüchtlingscamp" steht mittlerweile seit 24. November. Es war im Anschluss an einen Asylwerber-Marsch von der damals noch stark frequentierten Erstaufnahmestelle Traiskirchen nach Wien errichtet worden. Die Asylwerber fordern unter anderem einen Austausch sämtlicher Dolmetscher in Traiskirchen sowie bessere Verköstigung.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.