Historisch: Papst Benedikt XVI. tritt zurück

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Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar aus Altersgründen zurücktreten. Er habe nicht mehr die Kraft für sein Amt. Die Planungen für ein Konklave haben begonnen. Bis Ostern soll es einen neuen Papst geben.

Benedikt XVI. wird am 28. Februar um 20 Uhr zurücktreten. Dies kündigte der Heilige Vater persönlich am Montag überraschend beim Konsistorium für die Seligsprechung von zwei süditalienischen Märtyrern in lateinischer Sprache an. Der Grund seines Rücktritts sei "ingravescentem aetatem'', also sein fortgeschrittenes Alter. Er habe nicht mehr länger die Kraft, die Aufgaben seines Amtes zu erfüllen.

>> Die Rücktritts-Erklärung des Papstes im Wortlaut

Joseph Ratzinger wurde am 19. April 2005 zum Papst gewählt. Er wird am 16. April dieses Jahres 86 Jahre alt. Schon bei seiner Wahl war er der älteste gewählte Kandidat seit Clemens XII., der 1730 zum Papst gewählt wurde. Am Tag seines geplanten Rücktritts wird Benedikt XVI. damit sieben Jahre, zehn Monate und neun Tage im Amt gewesen sein.

Der Papst verliest seine Rücktrittserklärung bei einem Konsistorium im Vatikan.
Der Papst verliest seine Rücktrittserklärung bei einem Konsistorium im Vatikan.(c) REUTERS/Osservatore Romano

"Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“, hat Benedikt XVI. bei der Zeremonie gesagt. Er habe die Schwere des Amtes gefühlt und lange darüber nachgedacht und die Entscheidung für das Wohl der Kirche getroffen.

Im Herbst 2010 hatte der Papst in einem Interview erklärt: "Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten".

Ruhesitz in ehemaligem Klausurkloster

Papst Benedikt XVI. wird sich nach dem Ende seines Pontifikats vorerst nach Castel Gandolfo zurückziehen. Hier werde er das Ende der Restaurierungsarbeiten eines ehemaligen Klausurklosters im Vatikan abwarten, wo er künftig leben wird, berichtete Vatikan-Sprecher, Pater Federico Lombardi am Montag.

Lombardi zeigte sich zuversichtlich, dass bis Ostern ein neuer Papst gewählt werde. Benedikt werde keine Rolle im Konklave spielen. Auch in der Zeit, in dem das Amt unbesetzt bleibt, soll Joseph Ratzinger keine Funktion ausüben. "Die apostolische Verfassung sieht keine Rolle für einen Papst vor, der zurücktritt", kommentierte Lombardi.

Der Vatikan-Sprecher betonte, es habe keine Anzeichen von Depression oder Entmutigung seitens des Papstes gegeben. "Ich persönlich habe größte Bewunderung für die Geste des Papstes, für den Mut, die Geistesfreiheit und das große Bewusstsein für die Verantwortung seines Amts", so Lombardi.

"Blitz aus heiterem Himmel"

Benedikt XVI. bat um die Ausrufung eines Konklaves für die Wahl seines Nachfolgers. Als "Blitz aus heiterem Himmel" bezeichnete der ehemalige vatikanische Generalsekretär, Kardinal Angelo Sodano, den Rücktritt des seit 2005 amtierenden Benedikt XVI.

Auch der italienische Premierminister Mario Monti zeigte sich in einer Stellungnahme sehr erschüttert von der unerwarteten Nachricht.

Der Bruder von Papst Benedikt, Georg Ratzinger, hat die angeschlagene Gesundheit von Benedikt XVI. als Grund für dessen Rücktritt genannt. "Das Alter drückt", sagte der 89-Jährige am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantische Reisen mehr zu unternehmen, sagte Georg Ratzinger, der nach eigenen Angaben seit mehreren Monaten von den Rücktrittsplänen seines Bruders gewusst hat.

Georg Ratzinger hatte einen vorzeitigen Abgang von Benedikt XVI. aus gesundheitlichen Gründen bereits 2011 nicht ausgeschlossen. "Wenn es gesundheitlich nicht mehr geht, sollte mein Bruder den Mut und die Überwindung haben, vom Amt zurückzutreten", sagte er einer deutschen Illustrierten.

Schönborn traf Papst vor wenigen Tagen

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat sich im Interview mit der Zeit im Bild um 13 Uhr "sehr betroffen und bewegt von der Entscheidung des Papstes gezeigt." Der Kardinal hat demnach am Donnerstag bei einer Audienz länger mit Benedikt XVI. gesprochen. "Er war geistig frisch und wach", beschreibt Schönborn den Gesundheitszustand des Papstes. Es habe keine Andeutung der heute bekannt gewordenen Entscheidung gegeben.

>> Lesen Sie mehr zur Reaktion des Wiener Kardinals

Auf die Frage, ob der bereits des öfteren als "papabile" gehandelte Schönborn potenzieller Kandidat ist, antwortete dieser: "Mein Herz ist in Wien, mein Herz ist in Österreich - aber natürlich auch bei der ganzen Kirche."

Konklave im März

Das Konklave für die Wahl des neuen Papstes soll Vatikan-Kreisen zufolge im März stattfinden. Das genaue Datum wurde jedoch noch nicht angekündigt. Das Kirchenrecht sieht vor, dass das Konklave 15 bis 20 Tage nach dem Tod - in diesem Fall nach dem Rücktritt - eines Papstes stattfinden muss.

>> Lesen Sie mehr dazu: So läuft das Konklave ab

Auch die vatikanischen Medien reagierten verblüfft auf die überraschende Ankündigung. Auf dem Petersplatz verbreitete sich die Nachricht des Rücktritts von Benedikt XVI. blitzartig. Touristen und Römer reagierten überrascht auf die Information, dass der Papst Ende Februar zurücktreten werde.

Rücktritt kommt fast nie vor

In der Kirchengeschichte trat ein einziger Papst, Coelestin V., der 1294 gewählt wurde, nach wenigen Monaten freiwillig (aus Gewissensgründen) von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger Bonifaz VIII. ließ ihn einsperren. Er starb 1296 in Gefangenschaft.

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Seit Mitte Dezember war der Papst im sozialen Netzwerk Twitter aktiv. Nur einen Tag vor der Bekanntgabe seines Rücktritts hat Benedikt XVI. sich via Nachrichtendienst Twitter an die Gläubigen gewandt. Seine Worte, datiert mit 10. Februar: "Wir dürfen der Kraft der Barmherzigkeit Gottes vertrauen. Wir sind alle Sünder, doch seine Gnade verwandelt uns und macht uns neu."

Die Karriere des Joseph Ratzinger

16. April 1927: als jüngstes von drei Kindern im bayrischen Marktl am Inn geboren.
1946-1951: studiert in Freising und München Philosophie und Theologie.
29. Juni 1951: Priesterweihe.
1957: Habilitation an der Universität München im Fach Fundamental-Theologie.
1959-1977: Uni-Professor in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.
1962-1965: Offizieller Konzils-Theologe des Zweiten Vatikanums.
25. März 1977:Ernennung zum Erzbischof von München und Freising.
27. Juni 1977: Ernennung zum Kardinal.
1981: Präfekt der Katholischen Glaubenskongregation in Rom.
1986-1992: federführend bei der Erstellung des "Katechismus der Katholischen Kirche".
1998: Vizedekan des Kardinalskollegiums.
2002: Kardinalsdekan.
19. April 2005: wird zu Papst Benedikt XVI. gewählt.
11. Februar 2013: Gibt bekannt, dass er am 28. Februar zurücktreten wird.

(klepa/APA/Red.)

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