Kirchenrebell Schüller: „War es ein Putsch der Konservativen?"

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Kirchenrebell Helmut Schüller bezweifelt, dass der Papst wegen des Alters zurückgetreten ist.

Die Presse: Welche Auswirkungen hat der Rücktritt von Papst Benedikt auf die Stimmung in der Kirche?

Helmut Schüller: Jetzt werden erst einmal alle gespannt sein, was wirklich dahintersteckt, möglicherweise jenseits von Alter und Gesundheit. War es ein Putsch der Konservativen? Oder ist er aus anderen Gründen unter Druck gekommen?

Wie soll man sich einen solchen Putsch vorstellen?

Vielen, etwa der Piusbruderschaft, ist der Papst zu offen und liberal gewesen. Und der Vatikan ist durchsetzt von diesen Leuten. Es kann auch mit den jüngsten Dokumenten- und Bankskandalen zu tun haben.


Wer wird jetzt den Führungsanspruch im Vatikan stellen?

Man wird sehen, wer sich in den Vordergrund spielt, wer das Konklave zu steuern beginnt. Letztes Mal hat sich Ratzinger ja schon vorher quasi für die Position empfohlen - so überrascht er sich nach der Wahl auch gegeben hat.


Was bedeutet das für die reformorientierten Kräfte?

Die, die mittels Konklavestimme an den Hebeln sitzen, müssen herausbekommen, was das Kirchenvolk erwartet. Wenn sie das ignorieren, werden wir eine Fortsetzung des Bisherigen haben - oder sogar eine Verschärfung. Es geht darum, dass man die Weltkirche in einer Form führt, wie es sich das zweite Vatikanum vorgenommen hat: kollegial im Verbund mit Bischöfen der ganzen Welt. Und sich die Auseinandersetzung mit der modernen Zeit nicht erspart oder sie sogar blockiert.


Was ist Ihr persönliches Resümee des Pontifikats von Benedikt XVI.?

Ich habe schon bei seiner Wahl öffentlich gesagt, dass ich ihn für keinen Gewinn für die Kirchenentwicklung halte. Dabei bleibe ich. Es waren sieben Jahre, in denen für die Kirchenreform nichts geschehen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12. Februar 2013)

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