„Göttliche Zeichen“. Hilfe von der Tochter im Jenseits, ein prophetischer Cartoon und ein „mysteriöser“ Blitz: Jedes Mal, wenn ein Pontifikat endet, mehren sich „Wunder“.
Wien. „Fulgura frango“ („Ich breche die Blitze“) heißt es im Motto zu Schillers „Lied von der Glocke“. So hießen früher spezielle Kirchenglocken, die zum Schutz bei Gewitter geläutet wurden. Leider starben beim Läuten viele Glöckner, weil Blitze naturgemäß gern in hohe, mit Metallkreuzen versehene Türme einschlagen...
Und erst recht in den 138 Meter hohen Petersdom. Die zwei italienischen Fotografen und die Kameraleute der BBC waren über die beiden Blitze, die wenige Stunden nach dem Papst-Rücktritt in die Kuppel des Doms einschlugen, nicht überrascht. Es gab ein Gewitter, nicht ungewöhnlich für Rom im Winter, einer der Fotografen hatte eigens auf einen Blitz gewartet.
Typisch waren solche „Blitzbotschaften“ für den Germanengott (Thor), auch zum alttestamentarischen Gott passen sie. Aber Benedikt XVI. kann mit einem Blitz schleudernden Gott sicher wenig anfangen.
Trotzdem sieht es nun für viele nach einem „göttlichen Zeichen“ aus. „Zufall oder Zeichen?“, rätseln Kommentatoren auch angesichts des deutschen Cartoon-Kalenders „Karicartoon“ von 2012. Auf der Seite vom 10.Februar sieht man einen Lotto spielenden Papst, der sich denkt: „Morgen kündige ich“.
Skeptiker sagen: Auch Unwahrscheinliches passiert irgendwann. Es gäbe noch eine natürliche Erklärung: Vielleicht kannte der Papst den Cartoon – und bewies am 11. Februar Humor?
Nonne wurde gesund
Die Journalistin Giovanna Chirri hat als Erste die Rücktrittsworte des Papstes gemeldet, sie sagt, ihre bei einem Unfall verstorbene Tochter hätte ihr „ein Zeichen gegeben“. Dass sich „Wunder“ mehren, wenn ein Pontifikat endet, ist nicht neu. Als Johannes Paul II. starb, wurde eine ebenfalls an Parkinson leidende Nonne nach Gebeten zu ihm gesund. Nach seiner Seligsprechung erlebte der Ort Fatima ein „Sonnenwunder“ (einen Regenbogenkranz um die Sonne). Und einen Tag nach der Seligsprechung starb Bin Laden. Perus Ex-Präsident Alan García verkündete: Das war das Werk des Papstes.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2013)