Der Papst überlegt, Konklave-Regeln zu ändern

Einige Modalitäten für den Papst-Wechsel sind noch zu klären. Auch was mit dem Fischerring des Papstes passiert ist noch nicht sicher.
Einige Modalitäten für den Papst-Wechsel sind noch zu klären. Auch was mit dem Fischerring des Papstes passiert ist noch nicht sicher.(c) Dapd Daniel Kopatsch
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Damit könnte ein neuer Papst zum Fest des Hl. Josefs am 15. März sein Amt antreten. Der Missbrauchsskandal erschwert einigen Kardinälen die Anreise.

Papst Benedikt XVI. erwägt "Präzisierungen" zu der im März auf dem Programm stehenden Wahl seines Nachfolgers. Dabei dürfte es vor allem um die Wahlordnung beim Konklave gehen. Offen ist aber auch noch die Frage, ob die Papstwahl bereits vor dem 15. März beginnen sollte.

Von einem möglichen Apostolischen Schreiben (Motu proprio) des Papstes, der am 28. Februar zurücktreten will, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwoch in Rom. "Ich weiß nicht, ob er es dabei für notwendig ansehen wird, auch die Frage des Konklave-Beginns genauer zu fassen", sagte Lombardi.

Das Konklave zur Wahl des Oberhaupts der Katholiken könnte schon vor Ablauf der üblichen Frist von 15 Tagen nach Beginn der Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri") anfangen, hatte Lombardi am Samstag erklärt. Die vorgesehene Frist von 15 bis 20 Tagen bis zum Beginn des Konklave soll wahlberechtigten Kardinälen normalerweise Zeit geben, um aus aller Welt nach Rom zu reisen. Da Benedikt seinen Rücktritt früh angekündigt hatte, könnten sich die insgesamt 117 wahlberechtigten Kardinäle aber auf eine baldige Anreise einstellen.

Teilnahme Pflicht, Ausnahme Krankheit

Die Kurienkardinäle in Rom müssten nach den vatikanischen Regeln zwar 15 Tage auf die anderen Purpurträger aus aller Welt warten, erläuterte der Vatikan-Historiker Ambrogio Piazzoni am Mittwoch in Rom. "Das kann aber bedeuten, dass nicht mehr abgewartet werden muss, sobald die anderen Kardinäle in Rom sind." Damit könnte die Papstwahl auch vor dem 15. März beginnen. Für jeden wahlberechtigten Kardinal ist die Teilnahme Pflicht, es sei denn, er ist etwa durch Krankheit verhindert.

Ein Beginn um den 10. März erlaube es bei einer Einigung auf den neuen Papst binnen drei oder vier Tagen, dass das neue Kirchenoberhaupt sein Pontifikat zum Fest des Heiligen Josef, dem einzigen wichtigen kirchlichen Feiertag der derzeitigen Fastenzeit, antrete, berichteten Vatikan-Insider. So könnte sich der neue Papst besser auf die Karwoche vorbereiten, außerdem könnten die Kardinäle zum Osterfest wieder in ihren Diözesen sein.

Benedikt hatte bereits 2007 die Regeln für das Konklave verändert. Für die Papstwahl ist demnach eine Mindestzahl von 78 Stimmen notwendig. Benedikt gehe es jetzt noch um eine "Harmonisierung" der diversen Dokumente zum Konklave, sagte Lombardi. Er habe bis 19.59 Uhr am 28. Februar Zeit für seine Entscheidungen. Benedikt tritt an dem Tag um 20 Uhr zurück.

Der Papst hatte am 11. Februar überraschend angekündigt, mit 28. Februar aus dem Amt auszuscheiden. Unmittelbar danach hatte es geheißen, bis Ostern solle es ein neues Kirchenoberhaupt geben. Benedikt ist der erste Papst der Neuzeit, der sein Amt freiwillig aufgibt. Als Grund gab der 85-Jährige an, seine Kräfte reichten nicht mehr zur Ausübung des Amtes.

Mehrere Kardinäle vor Wahl unter Druck

Manchen Kardinälen wird aber bereits die Anreise schwer gemacht. Der dunkle Schatten der Missbrauchsskandale belastet den Vatikan vor dem Konklave. Nachdem eine Vereinigung von US-Katholiken und italienische Anti-Pädophilie-Verbände erklärt haben, die Teilnahme des früheren Erzbischofs von Los Angeles, Roger Mahony, am Konklave verhindern zu wollen, weil dieser Vorwürfe des Missbrauchs gegen Priester seiner Diözese vertuscht haben soll, geraten weitere vier Kardinäle wegen ihres umstrittenen Umgangs mit Missbrauchsskandalen unter Druck.

Zu ihnen zählt der belgische Kardinal Godfried Danneels. Vor drei Jahren hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht und seinen Computer beschlagnahmt, um festzustellen, ob er über Missbrauchsfälle in der belgischen Kirche zwischen den 60er und 80er Jahren informiert war. Mindestens 475 Kinder sollen Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sein. Benedikt XVI. hatte die Vorgehensweise der Polizei scharf verurteilt.

Verdacht der Vertuschung

Auch der irische Primas Sean Brady wurde beschuldigt, die Skandale rund um pädophile Priester in seiner Heimat verheimlicht zu haben. Der Kardinal hatte im vergangenen Mai Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen in den 1970er Jahren eingeräumt. "Die Eltern aller Opfer hätten informiert werden müssen. Ich bedauere es sehr, dass sie es nicht wurden; wären sie jetzt in der gleichen Situation, würde ich natürlich darauf bestehen, dass sie informiert werden", sagte der Kardinal.

In den USA geriet auch Kardinal Justin Rigali, Erzbischof von Philadelphia, ins Visier von Anti-Pädophilie-Verbänden. Ihm wird vorgeworfen, keine Aufklärungsarbeit in 37 Verdachtsfällen des sexuellen Missbrauchs geleistet zu haben. Ähnliche Vorwürfe wurden gegen Australiens obersten katholischen Würdenträger, Erzbischof George Pell von Sydney, erhoben. Eine von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission befasst sich seit vergangenem November mit dem Missbrauch von Kindern in der australischen katholischen Kirche.

Mahony plant nach Rom zu reisen

Die Diskussion rund um die wegen der Missbrauchsskandale unter Druck geratenen Kardinäle belastet den Vatikan. Nach den geltenden Normen habe jedoch jeder Kardinal unter 80 das Recht und die Pflicht, zum Konklave zu erscheinen, verlautete in Rom. "Mahony muss selber entscheiden, ob er auf die Teilnahme am Konklave verzichten will. Dieser Beschluss betrifft allein sein Gewissen", sagte Bischof Gianfranco Girotti, Regent der Apostolischen Pönitentiarie, nach Angaben der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" (Mittwoch-Ausgabe).

Mahony scheint jedoch nicht bereit, auf seine Reise nach Rom zu verzichten. "Ich plane, in Rom zu sein, um den neuen Papst zu wählen", schrieb der Kardinal zuletzt auf seinem Twitter-Account. Seine Kritiker reagierten scharf. "Mahony, please stay at home!", hieß es im Internet.

Papst auf einem Auge fast blind?

Italienische Medien spekulieren unterdessen weiter über den Gesundheitszustand von Papst Benedikt XVI. Dieser soll sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert. Der Papst sei auf einem Auge fast blind und leide zudem an Bluthochdruck, berichtete der italienische Vatikan-Reporter Marco Tosatti am Mittwoch auf seinem Blog "Vatican Insider".

Tosatti bezog sich auf vertrauliche Informationen von Gehilfen des Papstes, die er bis zum Ende des Pontifikats geheimhalten wollte. Mit der Rücktrittsankündigung Benedikts mit 28. Februar sei er nun von dieser Verpflichtung entbunden, erklärte Tosatti.

Von Transatlantikflügen abgeraten

Wegen des Bluthochdrucks habe der Arzt des Papstes empfohlen, Flugreisen einzuschränken und auf den Transatlantikflug zum diesjährigen Weltjugendtag in Rio de Janeiro zu verzichten. Der 85-Jährige habe zudem oft Schlafprobleme und sei auf Auslandsreisen in der Vergangenheit mehrfach aus dem Bett gefallen. Wegen Schmerzen an Hüfte und Knie müsse er in seiner Residenz auf einen Gehstock zurückgreifen. Der Papst lebt zudem mit einem Herzschrittmacher. Angesichts des sich verschlechternden Gesundheitszustands Benedikts sei der Entschluss zu seinem Rücktritt sehr verständlich, schrieb Tosatti.

(APA/dpa)

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