Konklave-Vorbereitungen: Sixtinische Kapelle gesperrt

Besucher der vatikanischen Museendürfen seit Dienstag nicht mehr in die Sixtinsche Kapelle. Im Bild: die Kapelle vor dem Konklave von 2005.
Besucher der vatikanischen Museendürfen seit Dienstag nicht mehr in die Sixtinsche Kapelle. Im Bild: die Kapelle vor dem Konklave von 2005.(c) AP (PIER PAOLO CITO)
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Am Mittwoch könnte der Termin verkündet werden. Kardinal Schönborn ist mit den ersten Gesprächen zufrieden. Die Chancen auf einen italienischen Papst werden kleiner.

Das Konklave naht mit großen Schritten. Die Sixtinische Kapelle ist wegen der Vorbereitungen zur Papstwahl ab Dienstag, 13 Uhr, für die Öffentlichkeit gesperrt. Dies teilten die vatikanischen Museen mit. Unter den Fresken, unter anderem von Michelangelo, wählen die Kardinäle im Konklave den neuen Papst. Wann die Sixtinische Kapelle wieder geöffnet wird, hängt von der Dauer der Papst-Wahl ab. Vor Beginn des Konklaves muss die Sixtinische Kapelle isoliert werden, damit sich niemand mit den insgesamt 115 Kardinälen in Verbindung setzen kann, die am Konklave teilnehmen.

In etwa fünf Millionen Personen besuchen jährlich die vatikanischen Museen mit der Sixtinischen Kapelle und die Stanzen des Raffael. Der Museumskomplex liegt damit in der Rangliste der meistbesuchten Kunstmuseen der Welt auf einem der vorderen Ränge.

Gespräche gehen weiter

Im Vatikan hat am Dienstag der zweite Tag der sogenannten Generalkongregationen zur Vorbereitung des Konklaves für die Wahl eines neuen Papstes begonnen. Die Kardinäle versammelten sich im Apostolischen Palast. Nach zwei Generalkongregationen am Montag findet heute (Dienstag) ein einziges Treffen statt. Eine weitere Versammlung ist am Mittwochvormittag vorgesehen.

Bei diesen Sitzungen müssen alle anfallenden Amtsgeschäfte der Kirche behandelt werden. Wie viele Treffen es bis zum Beginn des Konklaves geben wird, ist offen. Nach Angaben des tschechischen Kardinals Miloslav Vlk, emeritierter Bischof von Prag, könnte am Mittwoch das Datum des Konklavebeginns bekanntgegeben werden.

Ein Termin soll es erst geben, wenn die 115 erwarteten wahlberechtigten Kardinäle, die jünger als 80 Jahre sein müssen, in dem Kirchenstaat eingetroffen sind. Etwa zehn Kardinäle fehlen noch, sie sollten bis Mittwoch in Rom sein, hieß es im Vatikan am Dienstag. Zu den Themen, die Indiskretionen zufolge bei den Generalkongregationen besprochen werden, zählen die neue Evangelisierung, die Rolle der Kurie, der Fall Vatileaks und die Missbrauchsskandale.

So läuft das Konklave ab

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Schönborn: "War ein sehr positiver Tag"

Kardinal Christoph Schönborn hat sich positiv über die ersten Generalkongregationen geäußert. "Es war ein sehr positiver Tag", sagte der Wiener Erzbischof bei einer Zeremonie in der San Bartolomeo-Kirche in Rom, die von der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert wurde.

Während der Predigt wandte sich Schönborn an die anwesenden Journalisten. "Die Journalisten leiden in diesen Tagen daran, dass sie nichts Neues erfahren", sagte der Wiener Erzbischof bei einer Zeremonie in der San-Bartolomeo-Kirche in Rom. Die "wichtigste Neuigkeit", die es zu berichten gebe, bestehe darin, dass "die Kirche lebt", fügte Schönborn hinzu. Schönborn zelebrierte die Messe mit dem tschechischen Kardinal Dominik Duka. Der Wiener Erzbischof übertrug die Reliquien der von den Nazis vor 70 Jahren hingerichteten und 1998 seliggesprochenen Wiener Ordensfrau Maria Restituta Kafka in die Kirche San Bartolomeo.

Nur noch ein Italiener unter den Papabili

Die Aussicht, dass es 35 Jahre nach Papst Albino Luciano wieder zu einem Pontifex aus Italien kommen wird, schwinden unterdessen. Bis vor Kurzem galten noch mehrere italienische Kardinäle als aussichtsreiche Anwärter auf den Stuhl Petri, doch je mehr sich der Beginn des Konklaves nähert, desto mehr verlieren sie gegenüber ausländischen Kandidaten an Boden.

In den aktuellsten Listen der aussichtsreichsten Papst-Wähler, die Vatikan-Insider in diesen Tagen eifrig entwerfen, tauchen immer häufiger ausländische Namen auf. Lediglich der Mailänder Erzbischof Angelo Scola gilt noch als Kandidat mit Erfolgschancen. Der 72-jährige Moraltheologe und Philosoph, der seit 1995 die Lateran-Universität und das Päpstliche Institut für Ehe-und Familienstudien leitet, gilt zwar als aufgeschlossen und dialogoffen, von seinen Kritikern wird er jedoch als zu wenig charismatisch eingeschätzt. Außerdem gilt er als Vertrauter Benedikts XVI., was von jenen Kardinälen als Nachteil betrachtet wird, die nach den Skandalen der vergangenen Jahren auf einen tiefgreifenden Wandel in der Kurie drängen.

Unveränderte Favoriten

Die kolportierten Favoriten-Namen haben sich in den vergangenen Tagen allerdings kaum verändert. Als besonders stark gilt die Lobby amerikanischer Kardinäle, zu denen prestigereiche Anwärter auf den Stuhl Petri wie der Erzbischof von New York, Timothy Michael Dolan, und der Bostoner Bischof Sean Patrick O'Malley zählen. Kanada setzt auf seinen Spitzenkandidaten Kardinal Marc Oullet. Auch unter den Lateinamerikanern gibt es starke Namen, wie der Brasilianer Joao Braz de Aviz.

Gute Chancen werden auch dem Brasilianer deutscher Abstammung Odilo Pedro Scherer, Erzbischof von Sao Paolo, eingeräumt. "Mehrere italienische Kardinäle sind bereit, schon bei den ersten Wahlgängen für Scherer zu stimmen", berichtete "La Repubblica". Zu den aussichtsreichsten europäischen Kandidaten gehören Indiskretionen zufolge der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn sowie der ungarische Primas Peter Erdö, Chef der europäischen Bischöfe.

"Wenn es sein sollte..."

Der kanadische Kardinal Marc Ouellet ist vor dem Konklave zur Wahl des neuen Papstes nach eigenen Angaben "auf alle Eventualitäten gefasst". Er habe es seinem Amt als Präfekt der Bischofskongregation zu verdanken, dass sein Name genannt werde, wenn es um die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. gehe, sagte Ouellet am Montag "Radio Canada". So bleibe ihm nichts übrig, als "jetzt daran zu denken".

Er werde ins Konklave zur Wahl des Papstes mit dem Gedanken gehen: "Wenn es so sein sollte ...", fügte Ouellet hinzu. Es gebe aber aus seiner Sicht einige Kandidaten, die eine "größere Chance haben, gewählt zu werden".

Benedikt XVI. hatte am 11. Februar überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Das Pontifikat des 85-jährigen Deutschen endete am Donnerstag um 20 Uhr. Mit Beginn der Sedisvakanz geht die Leitung der katholischen Kirche und des Vatikanstaats vorübergehend an das Kardinalskollegium über, also letztlich an alle 209 derzeit lebenden Kardinäle. Nach dem Willen des Vatikans soll es bis Ostern einen neuen Papst geben.

(APA)

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