Franziskus (vorerst ohne I.) ist erster Jesuit und erster Nichteuropäer als Papst seit rund 1200 Jahren. Sein Orden könnte auch das Pontifikat prägen.
Erster Südamerikaner, erster Franziskus, erster Jesuit - durch die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien zum Papst wagt die Kirche etwas Neues. Jeder der drei Punkte birgt eine Richtungsentscheidung für das soeben begonnen Pontifikat. Papst Franziskus ist übrigens nicht der erste nicht-europäische Papst. In Zeiten, in denen sich das Römische Reich noch weit nach Asien und Afrika erstreckte, kamen Päpste auch aus diesen Regionen. Der letzte nicht-europäische Papst war Gregor III, er regierte im 8. Jahrhundert und war Syrer.
Jesuiten - Offener Orden ohne Tracht
Der Jesuiten-Orden gilbt als die intellektuelle Speerspitze der katholischen Kirche. Die "Societas Jesu" (Gesellschaft Jesu) war vom Spanier Ignatius von Loyola 1534 gegründet worden. Hauptanliegen des Jesuitenordens war die innere Erneuerung der katholischen Kirche und ihrer Geistlichen. Dem dienen die "Geistlichen Übungen", 30-tägige Exerzitien in großer Stille zur Einübung in die Glaubensgeheimnisse.
Im Unterschied zu anderen Orden verzichten die Jesuiten auf eine eigene Ordenstracht; sie leben auch nicht zurückgezogen im Kloster, sondern unterrichten zum Beispiel an Hochschulen. Jesuiten sind bekannt für anspruchsvolle Predigten. Bildung, Missionierung, Spiritualität und Sorge um die Armen gehören zu den Aufgaben des Ordens, der an seine Mitglieder hohe Anforderungen stellt: Jesuiten absolvieren eine theologische und philosophische Ausbildung.
Historisch mehrfach verboten
In der Gegenreformation spielten die Jesuiten eine wichtige Rolle. Sie gründeten zahlreiche Ordenshäuser in protestantisch gewordenen Regionen. Der Jesuitenorden wurde mehrfach verboten - vielen Herrschern war er zu mächtig geworden. Im Deutschen Reich etwa wurden die Jesuiten ab 1872 als Reichsfeinde verfolgt. Innerkirchlich wurde der Orden in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem deshalb zurückgedrängt, weil er für eine politisch offensivere Armutsbekämpfung einsetzte.
Franz von Assisi oder/und Franz Xaver
Dass der Jesuit sich den Namen Franziskus gibt, mag auf den ersten Blick überraschend sein. Schließlich gibt es mit dem Franziskaner-Orden einen sogenannten Bettelorden, der sich auf den heiligen Franziskus von Assisi begründet.
Bei seiner Namens wahl bezog sich der Papst aber wahrscheinlich auch auf den Heiligen Franz Xaver, der das große Vorbild des missionarischen Aufbruchs der Barockzeit war. Der 1506 geborene Franz Xaver gehörte wie Bergoglio dem Jesuitenorden an und wurde 1622 zum Heiligen erklärt.
Der Name des neuen Papstes ist Franziskus, nicht Franziskus I. Das stellte der Sprecher des Vatikans, Federico Lombardi, am Mittwochabend vor Journalisten klar. Erst wenn es einmal einen Nachfolger gibt, der sich ebenfalls so nennt, müsste zur Unterscheidung auch beim ersten Franziskus die Zahl als Namenszusatz hinzugefügt werden.
Franziskus, "ein großer Zeuge des Evangeliums"
Lombardi, der selbst Jesuit ist, lobte die Wahl des Namens. Franziskus sei "ein großer Zeuge des Evangeliums" gewesen, sagte er. Der neue Papst habe sich nicht für den Namen Ignatius nach dem Gründer des Jesuiten-Ordens, Ignatius von Loyola, entschieden, sagte Lombardi. "Er will damit sagen, dass wir im Dienste der Kirche stehen."
Noch nie in der Geschichte der Kirche war es bisher geschehen, dass ein neu gewählter Pontifex einen Vorgänger nach der Wahl anrief. Benedikt XVI. war am 28. Februar zurückgetreten, was den Pontifikatswechsel in die Wege geleitet hatte.
(Red./APA/dpa)