Witwe von NS-Wehrdienstverweigerer Jägerstätter tot

Witwe NSWehrdienstverweigerer Jaegerstaetter
Witwe NSWehrdienstverweigerer Jaegerstaetter(c) APA
  • Drucken

Franziska Jägerstätter, Trägerin zahlreicher Ehrenzeichen, starb im Alter von 100 Jahren. Ihr 1943 hingerichteter Mann war 2007 seliggesprochen worden.

Die Witwe des von den Nazis hingerichteten und später seliggesprochenen NS-Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter, Franziska, ist am späten Samstagabend im Alter von 100 Jahren gestorben. Das teilte die Diözese Linz am Sonntag mit. Bischof Ludwig Schwarz würdigte die Verstorbene in einer ersten Reaktion als "große Christin und ein großes Vorbild im Glauben".

Franziska Jägerstätter war die wohl wichtigste Stütze für ihren Mann, als dieser den Dienst mit der Waffe verweigerte und 1943 hingerichtet wurde. Sie trug seine Entscheidung mit, obwohl das Paar drei gemeinsame Kinder hatte, und obwohl sie gewusst haben muss, dass sie als Witwe eines "Wehrkraftzersetzers" gesellschaftlich stigmatisiert sein würde.

"Es ist einzigartig, dass wir vom seligen Franz Jägerstätter die Gattin, Töchter und Familie dazugeschenkt bekamen und dadurch sein Zeugnis weiterlebt“, so Bischof Schwarz. Zu Ehren Jägerstätters wird am Freitag, dem 22. März, um 18.15 Uhr im Linzer Mariendom ein Requiem gefeiert. Tags darauf erfolgt um 14 Uhr die Beisetzung in St. Radegund.

Franziska Jägerstätter wurde am 4. März 1913 in Hochburg (Bezirk Braunau) in Oberösterreich als Tochter einer großen Bauernfamilie geboren. Sie war eine gute Schülerin und verdiente sich etwas dazu, indem sie bei der örtlichen Kegelbahn die Kegel aufstellte. Dort lernte sie Franz Jägerstätter kennen. Die als fromm geltende junge Frau soll den lebenslustigen Innviertler zum Bibellesen und Beten gebracht haben. Am Gründonnerstag 1936 wurde geheiratet - die Hochzeitreise ging nach Rom - und in den folgenden vier Jahren bekam das Paar drei Töchter.

Letzte Begegnung in Berlin

Als Franz sich in der Nazizeit weigerte, in den Krieg zu ziehen, stand sie trotz der drohenden Konsequenzen stets hinter ihm und verteidigte ihn vehement. Während seiner Haftzeit schrieben sie einander Briefe. Nach dem Todesurteil ermöglichte der Pflichtverteidiger Franz und Franziska noch eine letzte Begegnung in Berlin, um sich zu verabschieden.

Auch nach dem Krieg machte Franziska Jägerstätter mit ihren drei Kindern eine schwere Zeit durch. Viele gaben ihr und ihrem Glauben die Schuld am Tod ihres Mannes. Der Weg seiner Rehabilitierung war steinig. Man fürchtete, ehemalige Kriegsteilnehmer vor den Kopf zu stoßen, würde man einen Wehrdienstverweigerer als Helden hinstellen. Erst 1997 wurde der Seligsprechungsprozess offiziell eröffnet.

Goldenes Verdienstzeichen der Republik

Franziska Jägerstätter widmete sich allen Widrigkeiten zum Trotz Zeit ihres Lebens dem Andenken ihres Mannes. Dafür erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich, das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich und das päpstliche Ehrenzeichen "Pro Ecclesia et Pontifice" (für Kirche und Papst). 2008 wurde sie von Papst Benedikt XVI. empfangen. Sie war über 30 Jahre lang Mesnerin in St. Radegund, Lektorin, Kommunionspenderin sowie Leiterin der Katholischen Frauenbewegung ihrer Pfarre.

Mehrere Theaterstücke beschäftigen sich mit dem Leben der Märtyrer-Witwe. "Franziska Jägerstätter erzählt", ein gemeinsames Projekt der Kulturhauptstadt Linz09 und des Jugendtheaterfestivals "Schäxpir" arbeitete die Geschichte für Kinder auf. Ein Film-Porträt wurde 2007 ausgestrahlt. Im Juni hat im Theater in der Josefstadt die in Kooperation mit dem Theatersommer Haag auf die Beine gestellte Produktion "Jägerstätter" Uraufführung, in der Christoph Bloeb die Rolle des Wehrdienstverweigerers und Gerti Drassl jene seiner Frau spielt. Im Zug der Recherchen hat Autor Felix Mitterer die damals 99-Jährige besucht.

Zuletzt war Franziska Jägerstätter ans Bett gefesselt. Am 16. März um 23.00 Uhr starb sie in ihrer Wohnung in St. Radegund im Kreis ihrer Familie.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.