Buch: Papst als Retter während der Militärdiktatur

Papst Franziskus Bergoglio Militärdiktatur Argentinien
Papst Franziskus Bergoglio Militärdiktatur Argentinien imago stock&people
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Der damalige Jesuitenprovinzial hat zahlreiche Regimegegner gerettet. Es gab auch Vorwürfe, er habe sich in dieser Zeit zu wenig für politisch Verfolgte eingesetzt.

Ein neues Buch über die Rolle des heutigen Papstes während der argentinischen Militärdiktatur berichtet über zahlreiche Rettungen von Regimegegnern durch den damaligen Jesuitenprovinzial Jorge Mario Bergoglio, meldet Kathpress. "Es wurden sicherlich mehr als einhundert Personen von ihm gerettet", betonte der Journalist und Autor Nello Scavo am Montag bei der Präsentation in Rom. Sein Buch "La lista di Bergoglio" ("Die Bergoglio-Liste") führt rund zwanzig Zeugenaussagen über diese Hilfsaktionen auf.

"Er hat unter Gefahr für das eigene Leben und das eigene Ansehen gehandelt", so Scavo. Nach seinen Recherchen knüpfte Bergoglio ein regelrechtes Netz zur Unterstützung Verfolgter. Mittelpunkt war demnach das Colegio Maximo San Jose des Jesuitenordens in San Miguel, wo Bergoglio Menschen versteckte und sie vor Mitbrüdern als Seminaristen ausgab. Seine Verbindungen habe er auch dazu genutzt, um Menschen zur Flucht ins Ausland zu verhelfen.

Völlig entlastet

In der Vergangenheit waren Vorwürfe laut geworden, Bergoglio habe sich während der Militärdiktatur 1976 bis 1983 zu wenig für politisch Verfolgte eingesetzt. Der damals gefolterte Jesuit Franz Jalics hatte zunächst seinen früheren Ordensprovinzial Jorge Mario Bergoglio beschuldigt, für seine damalige Verhaftung mitverantwortlich gewesen zu sein. Später hatte Jalics seine Behauptung zurückgezogen und den heutigen Papst völlig entlastet. Er sei selbst getäuscht worden und Fehlinformationen aufgesessen, erklärte er unmittelbar nach der Papstwahl im März. Auch der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel hat Papst Franziskus vom Vorwurf der Kooperation mit den Militärs entlastet.

Bergoglio selbst sagte 2010 in einem Interview, er habe sich während der Diktatur für mehrere bedrohte Seminaristen und Priester eingesetzt. Dabei habe er auch mit den Junta-Führern General Jorge Videla und Emilio Massera gesprochen, um sich für die Betroffenen einzusetzen. Eine gleichlautende Aussage machte er auch am 8. November 2010 als Zeuge vor Gericht. Scavos Buch bestätigt diese Treffen. Während der Herrschaft der Militärjunta verschwanden in Argentinien rund 30.000 Menschen.

(APA)

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