Limburg: Austrittswelle wegen "Palazzo Protzo"

Franz-Peter Tebartz-van Elst
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Die Affäre um die Prunksucht des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst löste in Deutschland eine Protestwelle aus, der Volkszorn kocht über. Beim Staatsanwalt geht eine Anzeigenflut ein.

Der Bischof von Fulda war perplex von den Reaktionen auf seinen Amtsbruder, den „Protzbischof" von Limburg, als den ihn die deutschen Medien apostrophieren. Just bei einem Rom-Flug schlug Heinz-Josef Algermissen der Volkszorn über die Prunksucht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst entgegen. „Teilweise haben mir die Kommentare den Atem verschlagen."

In Deutschland kocht die Wut über die Prunksucht der kirchlichen Würdenträger. Wann hat es schon je einen „Brennpunkt" über den Sündenfall eines Kirchenfürsten nach den Hauptnachrichtensendungen in ARD und ZDF gegeben? Ein solcher Schwerpunkt ist üblicherweise nur Kriegen, Krisen und Katastrophen vorbehalten.
Täglich tauchen neue Details in der Affäre um den „Palazzo Protzo", den Ausbau seiner Residenz und des Glaubenszentrums am Limburger Domberg, auf. Mittlerweile sollen sich die Kosten auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen. Beim Limburger Staatsanwalt sind inzwischen mehr als ein Dutzend Anzeigen eingegangen.
Dass erboste Katholiken den Skandal zum Anlass nehmen, aus der Kirche auszutreten, ist die natürliche Folge. „Eine solche Welle haben wir noch nie erlebt", registrierte ein Beamter. Die Protestwelle hat nicht nur Katholiken erfasst, sondern auch Protestanten. In Limburg demonstrierten die Gläubigen am Sonntag auf ihre Weise gegen ihren Bischof. Sie ließen die Glocke des Georgsdoms zur Mittagsstunde 13 Mal läuten.

Untergetaucht in Rom

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Tebartz-van Elst indessen bereits auf dem Weg nach Rom, wo er weitgehend untergetaucht ist und wo ihm Reporter vor den Ordenshäusern und dem Päpstlichen Teutonischen Kolleg auflauern. Eine Audienz bei Papst Franziskus blieb ihm zunächst verwehrt, für Donnerstag ist dagegen Robert Zollitsch - der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz - im Vatikan angesagt. Aus seinem Unmut gegen seinen Amtsbruder machte Zollitsch kein Hehl.
Die Rücktrittsforderungen gegen den Limburger Kirchenfürsten - auch aus der Politik - häufen sich, wie die Distanzierungsversuche der Amtskollegen. Schwer vorstellbar, wie sich Tebartz-van Elst im Amt halten will. Stephan Ackermann, Bischof der Nachbar-Diözese Trier, bekräftigte: „Die Situation ist so eskaliert, dass Bischof Franz-Peter in Limburg im Grunde nicht mehr arbeiten kann."
Kaum jemand übt sich in christlicher Solidarität, niemand hält ihm die Stange - außer der einflussreiche Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller. Der war als erzkonservativer Erzbischof von Regensberg einst selbst mit einer Rebellion seiner Gemeinde konfrontiert, ehe ihn Papst Benedikt XVI. nach Rom weglobte. In einer Predigt wetterte Müller gegen die Schmutzkübelkampagne. Mehrere deutsche Diözesen gingen derweil in die Offensive, sie legten ihre Finanzen und Baukosten offen.

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