Österreichs Bischöfe: Protzen oder knausern?

Österreichs Bischöfe: Protzen oder knausern?
Österreichs Bischöfe: Protzen oder knausern?(c) Presse (Fabry)
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Teure Wannen und Sicherheitsglas aus den USA sucht man hierzulande in Bischofsresidenzen vergeblich. Nur Dompfarrer Faber hat einen „Pool" auf der Dachterrasse - eine acht Zentimeter tiefe Vogeltränke.

Wien. Nicht alle wissen, dass Christoph Schönborn Dominikaner ist. Noch weniger, dass der Kardinal einem Bettelorden angehört, wo Besitzlosigkeit eine besondere Rolle spielt. Steht er als Wiens Erzbischof in Gefahr, dem Armutsgelübde untreu zu werden?

Nun, anders als bei dem in deutschen Medien als „Protzbischof" an den Pranger gestellten Franz-Peter Tebartz-van Elst ist in der Amtsführung Schönborns von Pomp zunächst wenig zu erkennen. Sieht man von prunkvollen historischen Ornaten an großen kirchlichen Festtagen ab. Und ja, Schönborn verfügt, wie fast alle anderen Diözesanbischöfe, über eine attraktive Wohnadresse und einen Dienstwagen. Er lebt im Erzbischöflichen Palais nächst Sankt Stephan. Nur liegt die, wie Besucher versichern, schlichte Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in jenem Teil, der aus den 1950er-Jahren stammt. Damals musste nach einem Bombentreffer während des Zweiten Weltkriegs ohne architektonische Ambitionen ein neuer Trakt errichtet werden. Schönborn hat jene Wohnung behalten, die ihm schon als Weihbischof zugeteilt wurde.

Das Essen lässt er sich aus der Mensa bringen, in der für alle kirchlichen Mitarbeiter rund um den Stephansplatz - vom Reinigungspersonal bis zum Bischof - aufgekocht wird. Dienstlich fährt der Kardinal nach Rom gerne mit der Bahn, in seiner Diözese lässt er sich mit einem VW Sharan chauffieren. Da halten es Mitbrüder einen Deut luxuriöser: Sie lassen sich pro Jahr zehntausende Kilometer mit Produkten der Marken Audi (Innsbrucks Manfred Scheuer, Feldkirchs Benno Elbs), BMW (Ludwig Schwarz aus Linz, Klagenfurts Alois Schwarz, Klaus Küng aus St. Pölten) und Mercedes (Egon Kapellari in Graz) zu Firmungen, Visitationen, Pfarrjubiläen, Wallfahrten etc. bringen.

Vor zweieinhalb Jahren musste sich Schönborn sogar vorwerfen lassen, zu knausrig zu sein. Der damalige Raiffeisen-Boss, Christian Konrad, und Bürgermeister Michael Häupl wollten für den Stephansdom einen großzügigen Eingangsbereich mit unterirdischem Besucherzentrum schaffen. Die veranschlagten zwölf Millionen Euro wären sogar ausfinanziert gewesen. Allein, obwohl es eine mündliche Vereinbarung gegeben haben soll, und die Stadt Wien sogar einen positiven Baubescheid ausgestellt hatte, schreckte Schönborn im letzten Moment zurück. Er wollte jene Art von Optik vermeiden, deretwegen (und wegen zumindest missverständlicher Äußerungen) der Limburger Bischof nun seines Amtes verlustig gehen könnte. Mit Ausnahme eines Ausbaus des Dachs im Palais sind keine (Um)Bauten geplant. Im Gegenteil: Schönborn schließt den Verkauf von Häusern, selbst von Kirchen nicht aus. Mit ein Grund für Kritik, wie sie wohl ab heute, Donnerstag, bei der Diözesanversammlung in Pausengesprächen zu hören sein wird.

Geheimnisvolle Besitztümer

Alles paletti also mit den Finanzen der Bischöfe? Fast. Denn während die Diözesanbudgets veröffentlicht werden (siehe Kasten unten), gibt es einen Bereich, der das Gegenteil von Transparenz darstellt: die Mensalgüter, auf deren Erträge die Ortsbischöfe zur Finanzierung ihres Haushalts und nicht näher bestimmter seelsorglicher Aktivitäten allein Zugriff haben. In Wien sind das Besitzungen im Marchfeld und in Kirchberg am Wechsel. Dort verbringt Schönborn, soferne er nicht bei seinen Dominikanern in Retz ist, freie Tage in einer Jagdvilla der 1920er-Jahre. Kontrolle über die Mittelverwendung hat nur ein Verwaltungsrat. Die Namen der sechs Mitglieder werden nicht veröffentlicht.

Bei kleinen Priestern ist der Protzverdacht noch nicht angekommen. Dabei erzählt Wiens Dompfarrer, Anton Faber, gern von seinem „Pool" auf der Dachterrasse des Churhauses neben dem Stephansdom. Dort wurde der Dachboden ausgebaut, fünf Priesterwohnungen in Größen von 50 bis 80 Quadratmetern wurden geschaffen, der Rest ist für Büros an die Uni Credit vermietet. So lukrativ, dass die Kosten von ungefähr zwei Millionen Euro laut Faber hereingebracht sind.

Ach ja, wie groß ist nun der vom Dompfarrer genannte „Pool" auf der Dachterrasse, die auch von Bankmitarbeitern für Pausen genützt wird? Er hat die Maße 1 x 4 Meter und ist gerade acht Zentimeter tief - wie es für eine Vogeltränke eben passt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17. Oktober 2013)

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