Wiener Kirchenreform stoppen?

Archivbild: Paul M. Zulehne in der ORF-Pressestunde im jahr 2002
Archivbild: Paul M. Zulehne in der ORF-Pressestunde im jahr 2002ORF
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Der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner warnt vor Pfarrzusammenlegungen, wie sie Kardinal Schönborn plant.

Wien. Warten auf Reformen des Papstes: Diesen Appell richtet der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner an die Wiener Diözesanleitung. Kardinal Christoph Schönborn treibt eine Reform voran, nach der die Zahl der Pfarren deutlich reduziert sein soll. Zulehner warnt im Interview mit orf.at davor.

Seelsorge lasse sich ohne Pfarrauflösungen optimieren. Pfarren würden wegen des Priestermangels „geopfert" werden. Gleichzeitig bestehe die Möglichkeit, dass Franziskus den Rahmen, also die Zulassungsbedingungen für das Priesteramt, ändere. Daher solle gewartet werden, bis der Papst den Rahmen fertig habe. „Sehr lange kann das nicht dauern", so Zulehner. Im Übrigen halte er die in Wien begonnene Reform von oben als „gefährliche Versuchung".

Er verweist auf Diözesen in Frankreich, die eine Synode, eine Art Kirchenparlament mit Beschlusskraft, durchgeführt hätten. Schönborn ist bisher einen anderen Weg gegangen. Erst Ende vergangener Woche wurde die vierte Diözesanversammlung veranstaltet. Ihr kommt kirchenrechtlich keine Bedeutung zu. Gleichzeitig hat der Kardinal zuletzt eine Synode nicht mehr ausgeschlossen. Internationale Beispiele sollen geprüft werden. Nur: Die Leitlinien sind in Wien längst verordnet. Eine von Schönborn eingesetzte Steuerungsgruppe - alle Mitglieder sind von Schönborn handverlesen - ist mit der Umsetzung betraut.

Sorge um Sonntagsmesse

Zulehner: „Manche klagen, dass die Reform von Personen gemacht wird, die keine Erfahrung mit pfarrlicher Pastoral haben. Diese scheinen jenen aufzusitzen, welche die Pfarre für überholt erklären. Dabei ist das feine Pfarrnetz ein Segen. Je gröber das Netz, umso mehr fallen durch." Bei der Diözesanversammlung war beklagt worden, dass es weniger Sonntagsmessen geben werde. Derzeit wird in nur 16 der 660 Pfarren ein Wortgottesdienst statt einer Eucharistiefeier angeboten.

(d.n.)

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