Schüller sorgt sich um den Papst

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Der Sprecher der Pfarrer-Initiative beklagt fehlende Unterstützung der Bischöfe für Franziskus und kündigt eine "Kirchenbürger"-Befragung an.

Der Gründer der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, plant eine eigene "Kirchenbürger"-Befragung. Papst Franziskus sieht er mit seinem Kurs noch auf einsamem Posten, wie Schüller im Interview mit der Austria Presse Agentur sagte. In Österreich sieht er die Bischöfe von Innsbruck und Feldkirch als Hoffnung hinsichtlich Reformen. Das Engagement der Pfarrer-Initiative will er auf weitere Kontinente ausweiten.

Der Vatikan-Fragebogen ist für Schüller "eine der großen Gesten" des neuen Papstes und werde etwa auch von homosexuellen Katholiken dankbar aufgenommen. Und so will auch die Pfarrer-Initiative an der Basis - Schüller nennt sie "Kirchenvolk" - ansetzen. Bei Workshops, welche man 2014 in den Pfarren anregen will, könnten die Menschen Themen behandeln und ihre Erfahrungen einbringen. "Es könnten Themen sein, die im Fragebogen vielleicht zu kurz kommen", so Schüller.

"Er braucht dringend Unterstützung"

So viel Hoffnung Schüller in den neuen Papst setzt, so skeptisch ist er, was die Umsetzung seiner Botschaften betrifft. "Ich bin ja momentan in ganz großer Sorge um ihn. Es besteht die Gefahr, dass er ein einsamer Rufer in der Wüste bleibt", befürchtet er, der Klerus könnte "erste Reihe fußfrei sitzend" Franziskus schlicht reden lassen. "Er braucht dringend die Unterstützung der Bischöfe", so Schüller, "da spüre ich überhaupt nichts".

Solche Unterstützung von "aufgeschlossenen Kollegen" kann er sich zumindest von einigen wenigen vorstellen. In Österreich seien dementsprechende Signale etwa vom Feldkircher Bischof Benno Elbs und dessen Innsbrucker Kollegen Manfred Scheuer gekommen. Der neue Salzburger Erzbischof Franz Lackner sei hingegen noch ein unbeschriebenes Blatt. "Ich weiß es nicht, der Mann ist ganz neu", traut sich Schüller noch keine Einschätzung zu.

Kritik vonseiten der Pfarrer-Initiative gibt es hingegen am Ernennungsprozedere in der Erzdiözese Salzburg, da sich auf dem Dreier-Vorschlag neben Lackner mit dem Salzburger Weihbischof Andreas Laun sowie dem Rektor der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz, Karl Wallner, zwei bekannt erzkonservative Kandidaten befunden haben sollen. "Da scheinen die Dinge am Papst vorbeizulaufen", ist Schüllers Eindruck.

Dass ihn der neue Caritas-Präsident Michael Landau als geeigneten Bischof bezeichnet hat, sieht Schüller eher nüchtern. "Bischof hat ja immer geheißen, zu funktionieren." Ob einem das solche Freude macht, weiß ich nicht", lautet seine Reaktion. Den Sprecher der Pfarrer-Initiative interessiert viel mehr, welche Möglichkeiten das Amt bieten kann. "Die Frage ist, was kann das Bischofsamt in Zukunft sein?"

Nicht anfreunden kann sich Schüller weiterhin mit der angelaufenen Diözesanreform in der Erzdiözese Wien, also den Zusammenlegungen von Pfarren. "Das ist eine Fusionsstrategie, die eher einem Dienstleistungsunternehmen entspricht", kritisiert er, überhaupt werde in der Kirche mit Methoden gespart, wie es eigentlich in der Privatwirtschaft üblich sei. Das Problem: Das "Kirchenvolk" strecke sich nach der Decke, der Aufschrei der Basis fehle zum Großteil.

Auch weltweit will die Pfarrer-Initiative den Kreis der Verbündeten weiter vergrößern, nachdem sich im vergangenen Jahr derartige Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum, aus den USA und Irland bereits vernetzt haben. "Wir wollen zu weiteren Kontinenten Kontakte ausbauen", so Schüller, der Lateinamerika, Asien und Afrika im Sinn hat.

(APA)

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