Missbrauchsfälle: UNO prangert Vatikan an

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Kinderrechtsexperten werfen dem Vatikan vor, seinen Ruf "systematisch" über das Wohl der Kinder zu stellen.

UNO-Kinderrechtsexperten haben den Vatikan aufgefordert, Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche öffentlich zu untersuchen. Überführte Täter müssten umgehend der Justiz übergeben werden, heißt es in einem Bericht des UNO-Ausschusses für die Rechte des Kindes, der am Mittwoch in Genf vorgestellt wurde.

Bei einer Anhörung in Genf am 16. Jänner hatten die UN-Experten dem Vatikan unter anderem vorgeworfen, Details über das Ausmaß von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche unter Verschluss zu halten. Der Vatikan habe seinen Ruf "systematisch" über den Schutz vor Missbrauch von Kindern gestellt. Zudem zeigte sich die UNO "sehr besorgt" darüber, dass der Vatikan das "Ausmaß der Missbrauchsfälle" nicht ausreichend anerkenne. Vertreter des Kirchenstaats betonten demgegenüber, der Vatikan gehe mit aller Kraft gegen Missbrauchsfälle vor.

Die UN-Experten hielten den Vatikan zu einer "sofortigen Entfernung" der Geistlichen an, die Kinder bereits missbrauchten oder unter Verdacht stehen, dies zu tun. Zudem fordern sie verbindliche Regeln im Kirchenrecht, die Kinder künftig besser vor Missbrauch in katholischen Institutionen weltweit schützen sollen. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes überprüft die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention. In diesem Rahmen hatte sich der Vatikan erstmals öffentlich und ausführlich zum Missbrauchskandal in der katholischen Kirche geäußert.

In einer ersten Stellungnahme hieß es aus dem Vatikan, dass die römisch-katholische Kirche es als ihre Pflicht sehe, "die Rechte des Kindes zu verteidigen und zu schützen". Gleichzeitig warf der Kirchenstaat den Vereinten Nationen Einmischung in die katholische Morallehre vor, denn der Bericht kritisiere auch deren Positionen zu Homosexualität, zur Empfängnisverhütung und Abtreibung.

(APA/Reuters)

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