Sachbeschädigungen in Kirchen: Eine Chronologie

Viele Kinder und Jugendliche unter den Tätern.

Sachbeschädigungen in und an Kirchen sind ein relativ häufiges Delikt in Österreich, wenngleich die Gotteshäuser noch wesentlich öfter von Dieben besucht werden, die Opferstöcke ausräumen oder Statuen, Kelche und andere Gegenstände mitgehen lassen. Auffallend oft wurden bei Sachbeschädigungen Jugendliche als Verdächtige ausgeforscht.

Einige ausgewählte Fälle seit dem Jahr 2000:

  • 17. März 2000: Während einer nur viertelstündigen Abwesenheit des Pfarrers dringen Vandalen in die Stadtpfarrkirche von Leonding (Bezirk Linz-Land) ein und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Die Täter hätten sich vor allem auf Kreuze, Altäre und Blumengestecke beim Tabernakel konzentriert und außerdem "Feuerstellen" gebaut, beschreibt Stadtpfarrer Johannes Kritzinger die Verwüstungen. "Da ist der Gedanke nahe, dass Satanismus dahinterstecken könnte", meint der Geistliche.
  • 24. März 2002: Vermutlich betrunkene Täter beschädigen in der Grazer Leechkirche drei Heiligenstatuen. Die Polizei stellt eine Schnapsflasche in der Nähe der Statuen sicher.
  • 7. Februar 2004: Ein Schauplatz von Brandstiftung ist die Stadtpfarrkirche Hainburg (Bezirk Bruck a.d. Leitha). Eine etwa 1,20 Meter hohe hölzerne Marienstatue steht in Flammen. Der Mesner dämmt das Feuer noch vor dem Eintreffen der Löschtrupps mit einem Kübel Wasser ein. Die Täter haben entzündete Zeitschriften durch ein Schmiedeeisengitter geworfen. Dadurch sind im Seitenaltar Blumenstöcke und die Marienstatue in Brand geraten.
  • 15. April 2004: Ein 48-jähriger Mann demoliert in der Kirche von Wolfurt (Bezirk Bregenz) das gesamte Inventar des Gotteshauses und wird schließlich vom Gemeindearzt in die Landesnervenklinik eingewiesen.
  • 5. Februar 2006: Ein Brandstifter legt in der Pfarrkirche Regau (Bezirk Vöcklabruck) Feuer. Ein zufällig vorbei kommender Besucher entdeckt den Brand und löscht ihn. Der Täter zündet zuerst ein Leinentuch auf dem Marienaltar an. Als das Feuer von selbst ausgeht, steckt er das Tuch am Hauptaltar an und flüchtet. Der Fall wird einige Tage später geklärt. Eine psychisch kranke Frau gibt die Tat und weitere acht Brandstiftungen aus dem Jahr davor zu.
  • 15. April 2006: In der Kirche St. Ulrich in Feldkirchen schänden Unbekannte am Karsamstag eine Christusfigur. Sie reißen den Korpus vom Kreuz und bearbeiten die Figur mit einer Säge.
  • 23. Mai 2006: Zwei Kinder zündeln in einer Kirche in Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf). Dabei werden u.a. der Altar, Bänke, Liederbücher und Kerzenständer beschädigt. "Reinen Spaß" nennen die Buben im Alter von elf und zwölf Jahren als Motiv. Der Schaden beläuft sich mehrere tausend Euro.
  • 20. Juni 2006: Brandstifter verursachen in einer Kirche in Andorf (Bezirk Schärding) beträchtlichen Schaden. Die Täter stellen brennende Kerzen neben aufgeschlagenen Gebetsbüchern auf. So entzündet sich das Papier zeitverzögert.
  • 4. Juli 2006: Vandalen suchen mehrfach innerhalb von eineinhalb Tagen die Pfarrkirche Maxglan in der Stadt Salzburg heim. Zunächst wird in der Nebenkirche der Tabernakel beschädigt, in der darauf folgenden Nacht reißen die Täter auf dem Friedhof neben der Kirche Kreuze aus der Verankerung, zerbrechen Laternen und vertauschen Sterbebilder auf den Gräbern. Am nächsten Abend besuchen die Vandalen neuerlich die Nebenkirche und beschädigen den Tabernakel wieder, zerreißen das Evangelienbuch, verschütten das Weihwasser am Kirchenboden und verstreuen die Hostien in der ganzen Kirche.
  • 20. Juli 2006: Zwei Jugendliche verwüsten die Einrichtung einer Kirche in Tragwein (Bezirk Freistadt), nachdem sie zwei Butangasdosen geschnüffelt haben. Nachdem sie sich mit dem Gas berauscht haben trinken sie noch jeweils drei Fläschchen Schnaps und gehen zur Kirche. Dort werfen sie Broschüren auf den Boden, leeren einen Zwölf-Kilo-Feuerlöscher auf die Bänke und beschädigen den Rosenkranz sowie eine Stola des Pfarrers. Anschließend nehmen sie noch zwei alte Stolen aus dem Beichtstuhl mit und binden eine davon einem Hund um. Kurze Zeit später forscht die Polizei die Jugendlichen aus.
  • 26. Mai 2007: Vandalen verwüsten am Pfingstwochenende in Wiener Neustadt mindestens 50 Grabstätten und zünden Kircheninventar im Dom an.
  • 28. September 2007: In der Elisabethkirche in der Stadt Salzburg werden vier Bilder, drei Ikonen, eine Statue, zwei Kirchenbänke und eine Türe mit Kerzenwachs bespritzt. Der Schaden beläuft sich auf mehrere tausend Euro.
  • 14. Jänner 2008: Bereits zum dritten Mal brennt es in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Judenburg. Der Mesner löscht das Feuer rasch, so dass größerer Schaden verhindert wird. Nach einem weiteren Feuer wird der mutmaßliche Brandstifter ausgeforscht: Es handelt sich um einen Zehnjährigen, der offenbar Aufmerksamkeit erregen wollte.
  • 18. Februar 2010: In der Wiener Kirche Maria vom Siege in Rudolfsheim-Fünfhaus legen Brandstifter ein Feuer. Brandsätze werden bei den Bänken unter der Kanzel und auch beim Hauptaltar unter dem Tabernakel gelegt. Zudem werden Spuren von Brandbeschleunigern gefunden. Das Feuer breitet sich nicht aus, die Flammen dürften von selbst ausgegangen sein.
  • 19. Juli 2010: Ein offenbar verwirrter Steirer verursacht in der Minoritenkirche in Bruck an der Mur großen Sachschaden. Der Mann zerstört mehrere Kunstgegenstände sowie Einrichtungsteile. Er wird festgenommen.
  • 20. September 2010: Die Polizei in Oberösterreich forscht drei Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren aus, die immer wieder die Kirche in Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) beschädigt haben. Die Burschen verrichteten ihre Notdurft in der Kirche, zerschossen mit Weihrauchkugeln ein Kirchenfenster und beschädigten eine Jesus-Figur. Die ganze Sache sei "lustig und cool" gewesen, gibt einer der Burschen als Motiv an.
  • 6. März 2012: Ein 15-Jähriger legt im Wiener Neustädter Dom Feuer und verursacht schwere Schäden im wert von einer Million Euro. Der Brand, von dem unter anderem der Dachstuhl betroffen ist, wird rasch gelöscht. Im November wird der Jugendliche zu bedingter Haft verurteilt.
  • 23. Dezember 2012: In der niederösterreichischen Bezirksstadt Amstetten werden Brandanschläge auf drei Kirchen verübt. Die Flammen werden in allen Fällen rasch gelöscht. Obwohl 5.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgelobt werden, bleibt der Fall ungelöst.
  • 9. Mai 2013: Wie schon 2010 wird der Sockel der Mariazeller Basilika mit einer Botschaft besprüht. Unbekannte schreiben mit Lackfarbe "Daham oder Islam" in bis zu einem Meter hohen Buchstaben.
  • 12. September 2013: Im Salzburger Landesgericht wird ein 35-jähriger Pinzgauer verurteilt, weil er in Kirchen in Salzburg und Tirol mehrere Heiligenfiguren beschädigt hat. Der Mann hat unter anderem dem Heiligen Nepomuk in der Pfarrkirche von Kitzbühel die rechte Hand samt Kreuz abgebrochen. Dann schlug er noch der Marienstatue in der Pfarrkirche von Neukirchen am Großvenediger das Zepter und dem Jesu-Kind die Krone ab. Seine Rechtfertigung: Er habe die Figuren nur deshalb berührt, um eine Verbindung zu seiner verstorbenen Pflege-Mutter herzustellen.
  • 29. März 2014: Im Wiener Stephansdom stößt ein Mann den Heiligen Judas Thaddäus vom Marmorsockel. Der 37-Jährige wird festgenommen, kurze Zeit später aber wieder freigelassen. Am Tag darauf gibt die Wiener Erzdiözese bekannt, dass Sachbeschädigungen in drei weiteren Wiener Kirchen entdeckt worden sind. Betroffen sind die Lazaristenkirche in Neubau, die Pfarrkirche Breitenfeld in der Josefstadt und die Pfarrkirche Neuottakring in Ottakring. Ob diese Taten ebenfalls dem 37-Jährigen zugeordnet werden, ist zunächst unklar. >> Zum Bericht

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(APA)

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