Konferenz der Bischöfe vor Blutauffrischung

Kardinal Schönborn
Kardinal Schönborn(c) ORF
  • Drucken

Kardinal Schönborn muss sich einen neuen Stellvertreter suchen: Egon Kapellari, Vizevorsitzender der Bischofskonferenz, steht unmittelbar vor seinem Ruhestand.

Mariazell. Österreichs Bischofskonferenz steht vor einer Zeitenwende: Ein Hauch von Abschiednehmen wird ab heute, Montag, in Mariazell über dem dreitägigen Treffen der 14 Bischöfe und des Mehrerauer Abt Anselm van der Linde liegen. Egon Kapellari, als Vizevorsitzender die wichtigste Stütze von Chef Kardinal Christoph Schönborn und mit 32-jähriger Amtszeit am längsten dienender Bischof des Landes, steht unmittelbar vor seinem Ruhestand.

Schönborn muss sich also einen Stellvertreter suchen, mit dem er ähnlich gut kann wie mit Kapellari. Der Kandidat muss bereits Diözesanbischof sein und ist von der Bischofskonferenz geheim mit Zweidrittelmehrheit für sechs Jahre zu wählen. Mittlerweile gilt ein Mann als Top-Favorit für diesen Job, der jahrelang ausgerechnet Kapellari als Weihbischof in der Steiermark gedient hat: Franz Lackner, zwar „nur“ Erzbischof, als Primas Germaniae und Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz aber einem historischen Privileg zufolge Österreichs einziger Purpurträger neben dem Kardinal. Lackner hat durch seinen offenen, leutseligen Umgang nach seiner Amtseinführung viele Sympathien gewonnen. Und tat sich auch heuer im Jänner beim Besuch der österreichischen Bischöfe bei Papst Franziskus, als Kapellari krankheitsbedingt fehlte, als einer der Wortführer der österreichischen Delegation hervor.

Umstrittene Fragen auf Agenda

Inhaltlich wird die Tagung der Bischofskonferenz wohl dem im Herbst bevorstehenden ersten Teil der Familiensynode gewidmet sein. Anders als ursprünglich erwartet werden die Papiere des Vatikans zur Vorbereitung dieses Treffens von Bischöfen aus aller Welt erst Ende Juni einlangen. Zu spät also für die Tagung des österreichischen Episkopats. Dennoch wird sich Schönborn mit den Seinen darüber beraten, welche Linie er dabei vertreten soll. Auch und gerade bei den so umstrittenen Fragen wie dem Umgang der katholischen Kirche mit Geschiedenen, die staatlich wieder geheiratet haben, und künstlichen Mitteln der Empfängnisregelung, die seit dem Jahr 1968 als vom Papst verboten gelten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.