Papst in Südkorea: Reise ins „Boomland“ für Katholiken

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Papst Franziskus' erste fünftägige Asienreise führt ihn in günstige Gefilde für Christen.

Rom. Er kann nicht überall sein. Am liebsten, heißt es im Vatikan, würde Papst Franziskus in den Irak fliegen, um den vom islamistischen Terror Verfolgten, den Christen vor allem, nahe zu sein. Das geht aber nicht, aus Sicherheitsgründen und auch, weil die andere Reise längst feststeht. Deswegen hat der Papst Kurienkardinal Fernando Filoni nach Bagdad geschickt – er ist am Dienstag aufgebrochen. Der Heilige Vater selbst hingegen reist am Mittwoch nach Südkorea.

Damit und mit der politisch bedingten stärkeren Hinwendung zum Nahen und Mittleren Osten tritt der Papst in eine „asiatische Phase“ ein. Der fünftägigen „Pilgerreise“ nach Südkorea folgt im Jänner eine Fahrt nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Letztere, mit den beiden einzigen katholischen Bevölkerungsmehrheit in Asien, sind für das Oberhaupt der katholischen Kirche praktisch ein Heimspiel, aber Südkorea ist auch nicht ohne: Seit den Besuchen von Johannes Paul II. 1984 und 1989 ist die Kirche in dem 50-Millionen-Staat auf das Doppelte ihrer Mitgliederzahl gewachsen; der Vatikan spricht von 100.000 Taufen pro Jahr, katholisch sind mittlerweile mehr als zehn Prozent der Südkoreaner. Der asiatische Gesamtschnitt liegt bei 3,3 Prozent.

Basis-christliche „Avantgarde“

Sympathisch ist die koreanische Kirche gerade diesem Papst aus einem weiteren Grund: Sie ist im 18. Jahrhundert aus dem Engagement von Laien entstanden, bevor europäische Missionare gekommen sind. Konfuzianisch gebildete Koreaner waren in China auf die Schriften des Jesuitenmissionars Matteo Ricci gestoßen, hatten sie studiert, Landsleute getauft und ohne jeden Priester eine koreanisch-katholische Kirche begründet.

Korea, so sagen sie im „franziskanisch“ gewendeten Vatikan mit lobendem Unterton, sei „das einzige Land auf der Welt, wo die Herde den Hirten vorausgegangen ist.“
Die Christen Koreas wurden dann zwar Anfang des 19. Jahrhunderts brutal verfolgt und ermordet – die Analogie zum Irak heute liegt nahe –, letztlich aber hielt sich der Katholizismus. Und nachdem Johannes Paul II. ein paar hundert koreanische Märtyrer selig- und heiliggesprochen hat (allerdings haben alle in der Zeit nach Ankunft der französischen Missionare gelebt), wird Franziskus nun die eigenständigen Gründerväter der koreanischen Kirche seligsprechen.

Politische Zurückhaltung

Gewiss, so heißt es, wolle Franziskus auch „die Versöhnung zwischen Nord- und Südkorea fördern“, aber an die Grenze fährt er nicht, man hat ihm zur politischen Zurückhaltung geraten. „Ich glaube nicht“, meint der Fachbuchautor Cristian Martini Grimaldi, „dass sich der Papst weit vorwagen wird bei der Frage der Beziehungen zwischen den zwei Koreas. Das sind zwei verschiedene Welten. Die Zukunft muss da ganz von unten her aufgebaut werden.“ Ganz abgesehen davon, dass zwischen Rom und dem religionsfeindlichen Nordkorea Funkstille herrscht. (pk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2014)

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