Isonzofront: Papst spricht von "Drittem Weltkrieg"

Pope Francis walks inside the Austro-Hungarian cemetery at Fogliano in Redipuglia
Pope Francis walks inside the Austro-Hungarian cemetery at Fogliano in RedipugliaREUTERS
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Papst-Besuch zum Weltkriegsgedenken: Bei einer Messe im Friaul hat Franziskus vor dem "Wahnsinn des Kriegs" gewarnt.

Papst Franziskus hat am Samstag bei einer Messe an der italienischen Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im friaulischen Fogliano Redipuglia einen eindringlichen Appell für Frieden und eine Anklage gegen Waffenhändler und Kriegshetzer gerichtet. "Der Krieg ist ein Wahnsinn", rief der Papst vor rund 100.000 Pilgern am Monument "Sacrario di Redipuglia" nahe Görz. Ein "Dritter Weltkrieg" mit verschiedenen parallel laufenden Konflikten sei zurzeit im Gange, der Zerstörung und Tod verursache.

"Der Krieg ist wahnsinnig, sein Entwicklungsplan ist die Zerstörung: der Wille, sich zu entwickeln durch die Zerstörung. Habgier, Intoleranz, Machtstreben - das sind Motive, welche die Kriegsentscheidung vorantreiben, und diese Motive werden häufig durch eine Ideologie gerechtfertigt", betonte der Heilige Vater bei der Messe, die er mit den Bischöfen aus Italien und aus ehemals habsburgischen Ländern zelebrierte.

"Wie ist das nur möglich?"

"Auch heute gibt es viele Opfer. Wie ist das nur möglich? Es ist möglich, weil es auch heute hinter den Kulissen Interessen, geopolitische Pläne, Geldgier und Machthunger gibt, und es gibt die Waffenindustrie, die anscheinend so wichtig ist. Und diese Terrorplaner, diese Organisatoren der Konfrontation wie auch die Waffenhändler haben in ihr Herz geschrieben: 'Was geht mich das an?'", sagte der Papst.

Konzelebranten des Gottesdienstes waren der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der Kärntner Bischof Alois Schwarz, die Bischofsvikare Werner Freistätter und Harald Tripp als Vertreter des österreichischen Militärordinariats, der Erzbischof von Zagreb Josip Bozanic sowie zahlreiche weitere Bischöfe und hohe Militärgeistliche aus Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien. Der italienische General Claudio Graziani überreichte dem Papst das Soldaten-Matrikelblatt seines Großvaters Giovanni Bergoglio, der dem Infanterieregiment "Bersaglieri" angehörte und im Ersten Weltkrieg an zwei Isonzoschlachten teilgenommen hatte.

Bei der Messe in Andenken an die Opfer aller Kriege übergab Papst Franziskus den Bischöfen aus allen am Ersten Weltkrieg beteiligten Länder Öllampen aus Assisi, dem Heimatort des Heiligen Franz.

Besuch auf Soldatenfriedhof

Zu Beginn seines Friaul-Besuchs hatte sich der Papst nach seiner Landung auf dem Flughafen von Triest zu dem österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof von Fogliano Redipuglia gegeben, auf dem sich die sterblichen Überreste von mehr als 14.500 Gefallenen der habsburgischen Armee befinden. Der Papst betrat alleine den Friedhof und betete auf dem Altar des Friedhofs und weilte lange auf einem der Massengräber, in dem sich die sterblichen Überreste mehrerer unbekannter Soldaten befinden. Der Papst verweilte auch zwischen den Gräbern mit den Namen der Soldaten aus den verschiedenen Ländern der habsburgischen Monarchie.

"Der Besuch des Papstes im österreichisch-ungarischen Friedhof zu Beginn seines Friaul-Besuchs ist ein Zeichen des Friedens für ganz Europa. 'Im Leben und im Tod vereint' steht am Eingang des Soldatenfriedhofs. Das beinhaltet den Geist, mit dem der Papst diese Ruhestätte besucht", sagte der Präsident des Österreichischen Schwarzen Kreuzes, Peter Rieser, im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Tausende Pilger angereist

Tausende Pilger, darunter mehrere aus Kärnten und Slowenien angereiste Gläubige, warteten trotz strömenden Regens stundenlang auf den Papst vor dem österreichischen Friedhof. Der Heilige Vater begrüßte lächelnd die Pilger, unter denen sich auch Mitglieder mehrerer Traditionsverbände in Soldatenuniformen der österreichischen Monarchie befanden und segnete zwei Schulkinder, die ihm Blumen überreichten.

Die Weltkriegsgedenkstätte in Fogliano Redipuglia nahe der Stadt Görz erinnert an die zwölf Schlachten am Fluss Isonzo sowie an der Piave und der Dolomitenfront 1915 bis 1918. Das Monument ist Grabstätte für rund 100.000 italienische Gefallene. Insgesamt starben bei den Kämpfen zwischen Italien und Österreich-Ungarn Hunderttausende Soldaten. Der Erste Weltkrieg insgesamt forderte rund 15 Millionen Menschenleben.

(APA)

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