Geschiedene: Palast-Revolte gegen den Papst

Gerhard Ludwig Mueller
Gerhard Ludwig Muellerdpa/Armin Weigel
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Der Chef der Glaubenskongregation Kardinal Müller setzt sich öffentlich an die Spitze einer Bewegung gegen die Zulassung Geschiedener zu den Sakramenten. Papst Franziskus lässt die Bischöfe der Welt genau darüber beraten.

Es ist ein Affront der besonderen Art und erinnert Geschichtsbewusste frappant an die Vorgänge vor und zu Beginn der Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Vor 50 Jahren versuchte die vatikanische Kurien-Spitze von Papst Johannes XXIII. erwünschte Reformen zu hintertreiben. Heute führt niemand geringerer als der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller öffentlich eine Front von fünf Kardinälen gegen die Zulassung von Geschiedenen zu den Sakramenten an, die zivilrechtlich wieder geheiratet haben.

Am 1. Oktober, also wenige Tage vor dem Beginn einer Zusammenkunft von Bischöfen aus allen Ländern der Erde (Bischofssynode nennt man ein derartiges Meeting laut Kirchenrecht) zu genau diesem Thema soll ein Buch veröffentlicht werden. Vielsagender Titel: "Das Verbleiben in der Wahrheit Christi: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche." Darin soll Müller ausführen, dass die katholische Lehre keinen Spielraum für Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen lasse. Eine Zulassung dieser Personengruppe zur Kommunion sei nicht möglich, weil sie dem Dogma von der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe widerspreche.

Im Gegensatz dazu hat Papst Franziskus mehrfach Hoffnungen auf einen neuen Umgang gemacht. Unter anderem durch sein ausdrückliches Lob für den wie Müller gleichfalls deutschen Kardinal Walter Kasper. Dieser hatt ein der Kardinalsversammlung im Februar dafür plädiert, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Voraussetzungen zum Empfang der Kommunion zuzulassen. Dies sei nicht gegen die Moral, oder gegen die Doktrin. Es gehe vielmehr um eine "realistische Anwendung der Doktrin angesichts der aktuellen Situation". Die Barmherzigkeit der Kirche müsse demjenigen, der einen neuen Anfang plant, einen Ausweg sichern. "

Die Gegenposition vertreten in dem neuen Buch neben Müller, der als enger Vetrauter des zurückgetretenen Benedikt XVI., gilt, die Kardinäle Raymond Leo Burke, Präfekt der apostolischen Signatur, Walter Brandmüller, Ex-Präsident des päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften, Bolognas Erzbischof Carlo Caffarra sowie Velasio De Paolis, emeritierter Präsident der Präfektur für die Wirtschaftsaktivitäten.

(red./APA)

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