Geschiedene: Papst-Intimus fürchtet Theologen-Krieg

RUSSIA VATICAN KASPER
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Ex-Kurienkardinal Walter Kasper sieht Angriffe auf ihn in Wahrheit auf Franziskus gerichtet. Er bekräftigt seine Forderung nach einer Öffnung der Kirche im Umgang mit Geschiedenen, die wieder geheiratet haben.

"In der nächsten Synode wollen einige einen theologischen Krieg auslösen." Mit diesen Worten lässt der frühere Kurien-Kardinal Walter Kasper aufhrochen, ein anerkannter Theologe, der das Vertrauen des Papstes genießt. 

Zuvor war bekannt geworden, dass fünf hochrangige Kardinäle, darunter der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, gemeinsam gegen Zugeständnisse der Kirche an geschiedene Katholiken ausgesprochen haben, die zivilrechtlich wieder verheiratet sind.  Am 5. Oktober beginnt eine mit Spannung erwartete Synode, ein Zusammentreffen von Vetretern aller Bischofskonferenzen zum Thema Familie, die im Herbst nächsten Jahres fortgesetzt und abgeschlossen werden soll (genauer Titel: „Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung“).

Kasper in der italienischen Tageszeitung "Il Mattino".  "Einige wollen eine 'eingefrorene' Wahrheit. Ziel der Polemik bin nicht ich, sondern der Papst." Der emeritierte Kurienkardinal hatte im Februar hinter verschlossenen Türen und im Auftrag von Franziskus eine Grundsatzrede zu Ehe und Familienseelsorge gehalten. Der Papst hat mehrmals seine Sympathien für Kaspers theologisches Schaffen geäußert.

Auch bei gescheiterten Ehen gebe es unterschiedliche Situationen, die berücksichtigt werden müssten. "Ich bin nicht für eine unkritische Öffnung. Ich lade ein, die einzelnen Situationen zu überprüfen. Der zeitgenössische Individualismus und der Konsumismus haben die traditionelle Kultur der Familie infrage gestellt und die Kirche wird von diesen neuen Situationen herausgefordert", betonte Kasper.

Am 1. Oktober, also wenige Tage vor Beginn der Bischofs-Synode, erscheint in Italien und in den USA das Werk "Das Verbleiben in der Wahrheit Christi: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche". Darin behaupten fünf Kardinäle, dass die katholische Lehre keinen Spielraum für Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen lasse. Eine Zulassung dieser Personengruppe zur Kommunion sei nicht möglich, weil sie dem Dogma von der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe widerspreche.

Im Buch sind Beiträge von Kardinal Müller, sowie des Kardinals Raymond Leo Burke, Präfekt der apostolischen Signatur, von Walter Brandmüller, emeritierter Präsident des päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften, vom Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra, einem der Theologen, die Papst Johannes Paul II. bei Themen zur Familie am nächsten standen, und von Velasio De Paolis, emeritierter Präsident der Präfektur für die Wirtschaftsaktivitäten.

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