"Religiöse Analphabeten"

(c) FABRY Clemens
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Die Muslimische Jugend Österreich wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Religiosität die Ursache von Jihadismus sei.

Wien. Mit ihrer heftigen Kritik am neuen Islamgesetz ist die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) einem breiteren Publikum bekannt geworden. Seither gibt die Organisation, die sich als Sprachrohr der hier geborenen und/oder aufgewachsenen jungen Muslime versteht und der laut eigenen Angaben etwas mehr als 30.000 Mitglieder angehören, quasi im Wochentakt eine Pressekonferenz. So auch gestern, Mittwoch. Das Thema: Radikalisierung.

Dabei ging es der MJÖ um zwei zentrale Botschaften. Erstens: Religiosität führe nicht zu Jihadismus. Dazu zitierte man britische und deutsche Studien, wonach Jihadisten „religiöse Analphabeten“ seien, die weder religiös erzogen noch sozialisiert seien. Die meisten hätten vielmehr Drogen- und Alkoholprobleme und seien bereits kriminell gewesen. Eine „religiös gefestigte Identität“ bietet laut MJÖ hingegen „Schutz gegen Radikalisierung“.

Zweitens präsentierte die MJÖ ihre Aktivitäten und Projekte, die in Summe Extremismus vorbeugen würden. Indem man eine „widerspruchsfreie österreichisch-islamische Identität“ vermittle und Ansprechpartner für Jugendliche in Krisen sei, wolle man verhindern, dass es überhaupt zu einer Radikalisierung komme. Mit bereits radikalisierten Jugendlichen, insbesondere solchen aus der tschetschenischen Community, hätte man hingegen kaum Kontakt, so MJÖ-Vorstandsmitglied Dudu Kücükgöl.

Für Samstag, 25.Oktober, ist übrigens ein bundesweiter Tag der offenen Moschee geplant. Die Islamische Glaubensgemeinschaft will über den Islam aufklären. (uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)

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