Zahlen verfälscht? Mehr als 500 Tote bei Gewalt gegen Christen

Gewalt gegen Christen in Indien: eine zerstörte Kirche
Gewalt gegen Christen in Indien: eine zerstörte Kirche(c) AP (Gurinder Osan)
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Nach Monaten der Gewalt gegen Christen in Indien wurde bekannt, dass die nationalistische Regierung des Bundesstaats Orissa die Zahlen verfälscht hat. Allein hier sollen mindestens 500 Menschen gestorben sein. Die Gewalt geht indes weiter.

Vertreter der Landesregierung des indischen Unionsstaates Orissa haben zugegeben, dass die Ausschreitungen extremistischer Hindu-Gruppen gegen die Christen mindestens 500 Tote gefordert haben. Dies berichtet eine Gruppe von Politikern der Kommunistischen Partei Indiens (CPI), die Mitte Oktober Nachforschungen im Bezirk Kandhamal - dem Brennpunkt der Ausschreitungen in Orissa - durchgeführt hatten, wie Kathpress meldet. Die kommunistischen Politiker besuchten auch Flüchtlingslager für die Christen und sprachen mit Polizeioffizieren und Richtern. Indes geht die Gewalt gegen Christen in anderen Bundesstaaten Indiens weiter.

Wie die katholische Nachrichtenagentur "AsiaNews" berichtet, stellte sich bei den Nachforschungen der kommunistischen Politiker heraus, dass die bisherigen Angaben der hindu-nationalistischen Landesregierung von Orissa nicht der Wahrheit entsprechen. In den 15 Flüchtlingslagern, in denen sich rund 13.000 Vertriebene aufhalten, mangle es an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung. Unter den Christen herrsche eine "Atmosphäre des Schreckens", niemand wage die Rückkehr in die Heimatorte. Die extremistischen Gruppierungen hätten bewaffneten Widerstand gegen die Polizei angekündigt, gleichzeitig würden aber die vertriebenen Christen von den Verantwortlichen der Flüchtlingslager zur Rückkehr in ihre Heimatdörfer gedrängt, "weil das Leben wieder normal" sei.

Es gebe eindeutige Hinweise, dass die hindu-nationalistische Bewegung "Vishwa Hindu Parishad" (VHP) gemeinsam mit ihrer Jugendorganisation "Bajrang Dal" seit geraumer Zeit die antichristlichen Pogrome geplant habe, erklärten die CPI-Politiker. Die indische Bundesregierung müsse die beiden Organisationen daher verbieten.

Erstmals Übergriffe im Norden des Landes

Seit August kommt es in Orissa regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen Christen und Hindus, später schwappten die Angriffe auf die Bundesstaaten Karnataka und Madhya Pradesh über. Erstmals ist es auch im Unionsstaat Uttaranchal im Norden des Landes zu einem Angriff auf eine Kirche gekommen. Dort attackierten nach Polizeiangaben rund 50 extremistische Hindus einen Priester und zwei Mitarbeiter, die in ihrer Kirche christliche Literatur verteilten. Drei Angreifer wurden wegen Vandalismus festgenommen.

Auslöser der Angriffe auf Christen war die Ermordung eines Hindu-Führers, für die die Polizei maoistische Rebellen verantwortlich machte. Hindu-Aktivisten gaben aber den Christen die Schuld. Bei den Unruhen wurden Dutzende Kirchen wurden zerstört, tausende Christen in die Wälder vertrieben. Mehr als 80 Prozent der 1,1 Milliarden Inder sind Hindus, knapp 14 Prozent Muslime und nur rund 2,5 Prozent Christen.

(Ag./Red.)

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