Rehabilitierter Bischof: "Glaube nicht an Gaskammern"

Bischof Richard Williamson
Bischof Richard Williamson(c) Screenshot
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Papst Benedikt XVI. hat vier exkommunizierte Bischöfe in die katholische Kirche zurückgeholt - einer von ihnen zweifelt die Existenz von Gaskammern und die Zahl der Opfer des Holocausts an.

Der Bischof der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., Richard Williamson, hat in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehsender SVT die Existenz von Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern geleugnet. Das Gespräch, das am 21. Jänner 2009 gesendet wurde, war während eines Besuchs im Priesterseminar der Bruderschaft St. Pius X. bei Regensburg in Bayern aufgezeichnet worden. Williams spricht davon, dass es keine Gaskammern gegeben habe und dass zwischen 200.000 bis 300.000 Juden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ums Leben gekommen seien.

Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., die mehr als zwanzigjährige Abspaltung der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X zu beenden, wird unter anderem deshalb kritisiert.

Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Die Deutsche Bischofskonferenz distanziert sich von den Äußerungen von Williamson. Die Leugnung des Holocaust sei "inakzeptabel" und gehöre nicht zur Lehre der katholischen Kirche, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, im ZDF-Morgenmagazin. "Williamson wird früher oder später seine Äußerung zurückziehen müssen", betonte Kopp. Die Kirche habe "Mechanismen", auf ihn einzuwirken. Für Hans Joachim Meyer, den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sind Leute wie Williamson seien eine "schwere Belastung" für die Kirche.

Die Staatsanwaltschaft im bayerischen Regensburg konnte indes keine Angaben zur Dauer des Verfahrens gegen Williamson machen. Die Untersuchung des Falls stehe noch ganz am Anfang, sagte der Leitende Regensburger Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel am Montag. Die Leugnung des Holocaust steht in Deutschland (wie auch in Österreich) unter Strafe.

"Ich glaube, dass es keine Gaskammern gab"

Es folgen Wortlautauszüge des englischsprachigen Fernsehinterviews, das auch auf Kathtube abgerufen werden kann:

"Ich glaube, dass das historische Zeugnis ("historical evidence") in großem Maße, in überwältigenden Maße dagegen spricht, dass sechs Millionen Juden vorsätzlich in Gaskammern in Folge einer vorsätzlichen Politik Adolf Hitlers vergast wurden."

"Ich glaube, dass es keine Gaskammern gab, ja. Soweit ich die Beweise studiert habe und verstehe - und ich urteile nicht anhand von Emotionen - glaube ich zum Beispiel, dass Menschen, die sich gegen die heute weit verbreitete Meinung über den - ich zitiere - 'Holocaust' aussprechen, die sogenannten Revisionisten, zu dem Schluss kommen (...) dass zwischen 200.000 bis 300.000 Juden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ums Leben kamen, aber keiner von ihnen durch Vergasung in Gaskammern."

"Sie haben vielleicht vom Leuchter-Report gehört? Fred Leuchter war ein Experte für Gaskammern. Er hat drei Gaskammern für drei der fünfzig US-Staaten zur Exekution von Kriminellen entworfen. Er wusste, wie aufwändig das ist, und er hat die angeblichen Gaskammern in Deutschland in den 1980er Jahren untersucht, das was von den angeblichen Gaskammern übrig war - die Krematorien von Birkenau und Auschwitz zum Beispiel - und sein Fazit als Experte war, dass es unmöglich sei, dass diese jemals für die Vergasung einer großen Anzahl von Menschen gedient haben könnten. (...)"

"Zyanid-Gas ist sehr gefährlich. Nehmen wir an, sie vergasen 300 Menschen, die sie in eine Kammer gepfercht haben (...) . Es ist sehr gefährlich, die Leichen dort herauszuholen. (...) Um das Gas abzulassen, braucht man einen hohen Schornstein. Bei einem Schornstein geringer Höhe strömt das Gas auf den Gehsteig und tötet jeden, der vorbeikommt. Wenn da ein hoher Schornstein gewesen wäre, wäre die meiste Zeit des Tages der Schatten auf den Boden gefallen und die Fotografen der Alliierten, die über die Konzentrationslager flogen, hätten diese Schornsteine aufgenommen - aber da waren nie solche Schatten oder Schornsteine. (...) Auch die Türen, die Touristen in Auschwitz gezeigt werden, sind überhaupt nicht dicht (...)."

"Das ist gegen das deutsche Recht"

"Antisemitismus. Wenn Antisemitismus schlecht ist, geht er gegen die Wahrheit. Aber wenn etwas wahr ist, ist es nicht schlecht. Ich bin nicht am Wort 'Antisemitismus' interessiert, das Wort ist sehr gefährlich. (...) Das ist eine Frage von historischer Wahrheit. (...) Es war eine riesige Ausbeutung, Deutschland hat Milliarden über Milliarden Mark und jetzt Euros gezahlt, weil die Deutschen einen Schuldkomplex haben wegen der Vergasung von sechs Millionen Juden. Aber ich glaube nicht, dass sechs Millionen vergast wurden (...)."

"Aber ich bitte sie, seien sie sorgsam, das ist gegen das deutsche Recht. Das ist der deutsche Staat. Sie können mich ins Gefängnis bringen, bevor ich Deutschland verlasse. Ich hoffe, dass ist nicht Ihre Absicht."

Zur Person

Williamson trat 1972 in das traditionalistische Priesterseminar St. Pius X. in Econe in der Schweiz ein und wurde nach vier Jahren Studium von Erzbischof Marcel Lefebvre zum Priester geweiht. 1988 folgte die unerlaubte Weihe zum Bischof, ebenfalls durch Lefebvre, die die Exkommunikation nach sich zog. Lefebvres Pius-Bruderschaft widersetzt sich den Kirchenreformen des Zweiten Vatikanischen Konzils bei der Liturgie, der Religionsfreiheit und der Ökumene.

(APA/Red.)

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